October 2022 - Page 3 of 804 - Dr. Gerhard Merk

Begriffserläuterungen aus der Finanzwelt im allgemeinen und aus der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) insonderheit sowie auch aus dem Bereich des Aufsichtsrechts und der Staats-Schuldenverwaltung, auf mehrfachen Wunsch ergänzt auch um etwelche, zum Verständnis der Zentralbankpolitik notwendige Grundbegriffe des Bank- und Börsenwesens, sowie ältere und neuere Ausdrücke, die sprachlich auf “Geld” Bezug nehmen, die Beschreibung einiger für die europäische und die weltweite geldpolitische Zusammenarbeit wichtiger Gremien und Foren sowie Hinweise auf entsprechende Fachartikel im Monatsbericht der Deutschen Bundesbank, im Monatsbericht der Europäischen Zentralbank und im Jahresbericht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht sowie – durchwegs auf die Gegebenheiten und Rechtsverhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland bezogen. Alphabetisch geordnet, mit den jeweiligen englischen Fachbegriffen, und erarbeitet hauptsächlich aufgrund offizieller Druckschriften. Über die Suchfunktion des Browsers sind auch viele Begriffe aufzufinden, denen kein eigenes Stichwort gewidmet ist.

Zweitrunden-Effekte (second-round effects, subsequent effects)

Die Folgewirkungen einer Verteuerung bestimmter Schlüsselgüter – heute in erster Linie für Lebensmittel, Erdöl und Erdgas – auf die Preisentwicklung. Vor allem bei gestiegenen Energiekosten fordern die Beschäftigten in solchen Fällen höhere Löhne, was die Inflation unmittelbar antreibt. Denn die Mehrausgaben für Energie bedeuten einen Kaufkraft-Abfluss: sie gehen zum grössten Teil als Zahlungen an das… read more »

Zwischgold (gold-silver-laminate)

Dünne Folie, die auf der einen Seite aus Blattgold, auf der anderen Seite aus Blattsilber besteht. Eigens dafür ausgebildete Blattgoldschläger (gold beater) stellten solche Ware her. Weil das gewalzte Goldblatt hauchdünn und daher durchsichtig ist, so erscheint es durch das darunter befindliche Silber heller als herkömmliches Blattgold. Freilich verändern sich mit Zwischgold vorgenommene Vergoldungen durch… read more »

Zweitplazierung (second placement)

Erneutes Angebot zum Kauf einer bereits an der Börse zugelassenen Aktie. In der Regel werden dabei Aktienbestände aus dem Besitz von Grossaktionären oder sonstigen Festbesitzern wie Gründerfamilien (founding families) umplaziert. – Manchmal dient die Zweitplazierung allerdings auch einer Umgehung der in Deutschland bestehenden gesetzlichen Vorschrift, wonach Aktien bei der Erstplazierung nicht unter ihrem Nennwert ausgegeben… read more »

Zweitausweis (second identification card)

Der Besitz einer Kennkarte oder eines Reisepasses unter anderem Namen (under a false name). Solche gefälschte Dokumente haben auf dem Finanzmarkt den Zweck zu verhindern, dass bestimmte Geschäfte einer Person zugeordnet werden können. Nachdem – der Bundesgerichtshof (German Federal Court of Justice) den Zugriff auf Kundendaten seitens eines jeden dazu ermächtigten Beamten durch Urteil vom… read more »

Zwischenparken (interim parking)

In Phasen von Unsicherheit an den Finanzmärkten werden erfahrungsgemäss viele ursprünglich der Kapitalanlage dienende Aktiva vorübergehend in Bargeld – zum Teil auch in Edelmetall – als Horte gehalten. Dadurch bläht sich die statistisch gemessene Geldmenge M3 auf. Der so entstehende Überhang muss von der Zentralbank möglichst genau eingeschätzt und darf nicht als Kaufkraftüberschuss gedeutet werden…. read more »

Zwei-Achtundzwanzig-Kredit (2/28 mortgage credit)

In den USA lange Zeit verbreitete Form der Darlehnsgewährung an Privathaushalte zum Zwecke des Erwerbs eines Wohnhauses. – In den ersten beiden Jahren ist dabei der Zins auf einem sehr niedrigen Stand festgeschrieben, – in den folgenden achtundzwanzig Jahren ist er flexibel, und – auf die Tilgung wird einige Jahre hindurch völlig verzichtet (Freijahre; redemption… read more »

Zwillingsdefizit (twin deficit)

Wenn in einem Land – die Leistungsbilanz ein Defizit aufweist (current and capital account deficit: mehr Güter wurden importiert als exportiert) und – gleichzeitig der Staat ein ständiges Haushaltsdefizit (fiscal deficit: die öffentlichen Haushalte weisen laufend höhere Ausgaben als Einnahmen auf) zeigt, dann lebt diese Volkswirtschaft über ihre Verhältnisse. Das Land wird durch die Rating-Agenturen… read more »

Zypern-Krise (Cyprus-crisis)

Zu Jahresbeginn 2013 stellte sich nach und nach heraus, dass das Mitglied der Eurozone Zypern aufgrund vieler wirtschaftspolitischer Fehlentwicklungen – unter anderem lebte der aufgeblähte Finanzsektor offenbar von undurchsichtigen Transaktionen mit russischen Staatsbürgern – dem Staatsbankrott zusteuerte. Der Finanzierungsbedarf wurde von der zur Rettung beauftragten Troika mit 23 Milliarden Euro festgestellt, das waren rund 70… read more »

Zweitrunden-Effekte, automatisierte (automatic second-round effects)

In diesem Fall sind Löhne und Gehälter durch eine Indexklausel (index clause, escalator clause: generally a paragraph in a contract that guarantees a change in the agreement as soon as a specific factor beyond control of either party occurred) in Gesetzen und Verträgen an die Preisentwicklung gebunden. Der dadurch verursachte weitere Anstieg der Kosten veranlasst… read more »

Zombiebank (zombi[e] institute)

Ein Institut, das aus sich selbst heraus unfähig ist, sich zu refinanzieren und nur von der Zentralbank durch reichliche Zuweisung von Liquidität am Leben gehalten wird. – Vor allem im Zuge der Subprime-Krise sassen viele Banken auf nichteinbringlichen Forderungen. Diese Institute müssten eigentlich wegen Überschuldung schliessen. Um jedoch Verlustabschreibungen zu vermeiden, verlängerten sie Kredite an… read more »

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