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Prof. Dr. Gerhard Merk, Dipl.rer.pol., Dipl.rer.oec.

Abhandlungen über Johann Heinrich Jung-Stilling

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Nachtodliche Belehrungen zu verschiedenen Themen

 

Wirkungen und Folgen der Inflation

Wirkungen und Folgen der Inflation

Im Druck erschienen in:
Acta Monetaria, Jahrbuch für Geldordnung und Geldpolitik — Yearbook ob Monetary
System and Monetary Policy, hrsg. von Gerhard Merk (Siegen) unter Mitwirkung von
Friedrich Beutter (Luzern), Gordon R. Dunstan (London), Ronald H. Preston (Manchester),
Rudolf Weiler (Wien) und Valentin Zsifkovits (Graz),
Band 4 (1980), S. 97 bis 107.

“Trotz der fortschreitenden Geldentwertung kommen in Italien auch in
diesem Jahr Kinder zur Welt”, leitet der Reporter seinen Bericht ein. “Gespart
wird noch immer, obschon die Fachleute den Sparer bei dieser hohen
Inflationsrate schon längst toterklärten”, heißt es aus England. Über
Argentinien schreibt ein Berichterstatter: “Selbst bei 120% Kaufkraftverlust in
diesem Jahr gilt hier der Peso. Folgte man den Vorhersagen der Experten in
Inflation, dann gäbe es in diesem Land längst eine Ersatz-Währung.”

In all diesen und in den häufig vorgebrachten ähnlichen Aussagen wird
schlechterdings bezweifelt, daß die Inflation wirklich ein solch großes Übel sei,
wie es die Geldlehre hinstellt. Die Erfahrung scheint den Lehrsätzen der
Ökonomie zu widersprechen. Ist dem aber so, dann besteht eine dringende
Notwendigkeit, Inhalt und Sinn der entsprechenden Lehrsätze zu überdenken.
Dies sei im folgenden möglichst anschaulich versucht. Ganz ohne ein paar
logische Begriffe geht dies allerdings nicht.

Ursache, Wirkung, Folge und Bedingung

(1) Der Morgendunst ist verschwunden; die heiße Junisonne scheint

vom wolkenlosen Himmel. Ich lege mich zum Sonnenbad in den Liegestuhl.

(a) Die Zystenröschen haben ihren Blütenkopf geöffnet. Bienen

kommen angeschwärmt.

(b) Die zum Trocknen nach außen gestellten Figuren aus Knetmasse

härten sich. Darüber sind die Kleinen im Kindergarten hoch erfreut; sie wollen sie gleich bemalen.

(c) Der Straßenbelag weicht auf. Ein mit Bauteilen schwer beladener

Lastzug hinterläßt Spuren.

(d) Meine Haut rötet sich: ein Sonnenbrand. Leichte Übelkeit

und Kopfweh stellen sich ein.

(2) Nennen wir in diesem Beispiel die Sonne als das Ding, welches

wirkt, Ursache (cause).1

(3) Die Sonne entfaltet ein auf andere Dinge gerichtetes Tun.

Dadurch öffnen sich die Blüten, härten sich die Figuren, weicht der

Straßenbelag auf, rötet sich die Haut. Hier sei von Wirkung (effect)

gesprochen. – Man beachte aber, daß ein und dieselbe Ursache ganz

verschiedene, ja sogar entgegengesetzte Wirkungen haben kann! Die Sonne

weicht den Teer auf, härtet jedoch die Knetmasse.

(4) Bienen fliegen heran, die Kinder frohlocken, Abdrücke auf der

Straßendecke werden sichtbar, Übelkeit und Kopfschmerz treten auf. Jede

Wirkung hat Folgen (consequences).

(5) Freilich treten sowohl die Wirkungen als auch die Folgen nicht

immer auf: dies hängt vielmehr von Bedingungen (conditions) ab.

Übersicht 1

Sun as the cause
generates simultaneously different effects

rock-roses
open

putty
hardens

road tar
softens

sun-
burning

consequences arise from these effects

bees get
attracted

children are
enjoyed

lorry impres-
ses traces

pains,
ailment

Übersicht 2

inflation as the cause
acts on the various and different functions of money

(see enumeration in the text) as effects

medium of
exchange

unit of
account

store of
value

legal
tender

Direct and indirect consequences arise from each effect,

the occurence of which is dependant on conditions

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