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Prof. Dr. Gerhard Merk, Dipl.rer.pol., Dipl.rer.oec.

Abhandlungen über Johann Heinrich Jung-Stilling

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Nachtodliche Belehrungen zu verschiedenen Themen

 

Jung-Stilling als Arzt

Jung-Stilling als Arztpersönlichkeit.

Laienmediziner, Arzt, Augenarzt und Staroperateur

von

Dr. med. Gerhard Berneaud-Kötz,
Augenarzt in Wuppertal

Leicht veränderte, autorisierte Online-Fassung aus Michael Frost (Hrsg.): Blicke auf Jung-Stilling. Festschrift zum 60. Geburtstag von Gerhard Merk. Kreuztal (verlag die wielandschmiede) 1991, Seite 19 bis 39. – Die gewerbliche Nutzung des Textes bedarf der schriftlichen Zustimmung des Copyright-Inhabers, der löblichen
Jung-Stilling-Gesellschaft e. V., Siegen.

Geschichte ist ein Erfassen und Deuten eines Geschehens aus der Vergangenheit, wobei auch das blosse Erzählen schon der Versuch einer Deutung des dem Geschehen innewohnenden Sinnes sein kann. Nach Johan Huizinga ist Geschichte die Bemühung, den Sinn früheren Geschehens zu verstehen. Sie ist die geistige Form, in der sich eine Kultur über ihre Vergangenheit Rechenschaft gibt.

Im Rahmen der grossen Universalgeschichte spielt die Geschichte der Heilkunde sicher nur eine kleine, aber nicht unbedeutende Rolle in der Kulturgeschichte des Menschen. Jakob Burkhardt stellt in seinen weltgeschichtlichen Betrachtungen den duldenden, strebenden und handelnden Menschen als das für den Historiker “einzig bleibende und mögliche Zentrum dar”.

So soll aus der Ferne der Vergangenheit die Persönlichkeit von Johann Heinrich Jung-Stilling als Mediziner, eingebettet in den medizinhistorischen Rahmen des ausgehenden 18.Jahrhunderts, nachgezeichnet werden.

A. Jung-Stilling als Laienarzt

Nach einer sehr wechselvollen Jugend im Siegerland erlernt Jung-Stilling das Schneiderhandwerk, wird bald Schulmeister, bald Vermessungsgehilfe und findet im September 1763 bei dem angesehenen und begüterten bergischen Unternehmer Peter Johannes Flender Aufnahme als Hauslehrer. Dieser erkannte die vielseitige Begabung Jung-Stillings und betraute ihn später mit verantwortungsvollen kaufmännischen Aufgaben.

 


In seiner Lebensgeschichte irrt sich Jung-Stilling um ein Jahr mit dem Entschluss, Medizin zu studieren. Wir müssen daher das Jahr 1767 ansetzen, in dem Flender Jung-Stilling den Vorschlag unterbreitet: “Ihr müßt Medizin studiren.” Dieses Vorhaben stösst bei seinen Verwandten im Siegerland auf Unverständnis; nicht zuletzt deswegen, weil eine finanzielle Unterstützung durch die Familie nicht möglich ist.

Bestärkt wird Jung-Stilling in seinem Wunsch zum Medizinstudium durch einen Besuch bei dem katholischen Priester Johann Baptist Molitor in Attendorn, der auf augenmedizinischem Gebiet Erfahrungen besitzt und Jung-Stilling ein Manuskript über Augenarzneien zur Abschrift überlässt. Molitor versprach auch, seine kleine Bibliothek und ein kleines Laboratorium ihm nach seinem Tode zu vermachen. Als er aber vier Wochen später zur Rückgabe des Manuskriptes in Attendorn eintrifft, erfährt er, dass Johann Baptist Molitor kurze Zeit vorher am Schlag gestorben sei, ohne jedoch ein Testament zu hinterlassen.

Auch ohne die versprochenen Gegenstände eignet sich Jung-Stilling Kenntnisse auf augenmedizinischem Gebiet an, und er kann schon bald bei dem zwölfjährigen Sohn eines Angestellten seines Prinzipals einen Heilerfolg erzielen. Dieser Erfolg ist der Beginn einer ausgedehnten laienärztlichen Tätigkeit.

Weitere Einzelheiten erfahren wir aus der Lebensgeschichte nicht. Lediglich, dass er im Herbst 1769 von seinem späteren Schwiegervater Peter Heyder in Ronsdorf gebeten wurde, den Sohn eines Nachbarn wegen seiner “bösen Augen” zu behandeln. Auch diese Kur hatte Erfolg und erweiterte seinen Patientenkreis bis nach Elberfeld. Die Aufzeichnungen (“Arcana”) von Johann Baptist Molitor sind weder im Original noch in Abschrift bisher gefunden worden, was aus medizinhistorischer Sicht sehr zu bedauern ist, da nur wenige volksmedizinische Aufzeichnungen über Augenkrankheiten auf uns gekommen sind.

 

B. Ärzte und Laienärzte zur Zeit von Jung-Stilling

Die medizinische Betreuung lag bis über die Mitte des 19.Jahrhunderts nicht allein in den Händen studierter Ärzte, sondern wurde auch von anderen Heilpersonen, wie Wundärzten, aber auch von einfachen Laienheilern, wie Kräuterheilern, Urinbeschauern, Wunderdoktoren oder dergleichen ausgeübt. Solche Laienheiler pflegten von allen Gesellschaftsschichten angesprochen zu werden, während sich die akademischen Ärzte, vorwiegend in den Städten, um die begüterten Patienten kümmerten, zumal diese den Ärzten den Lebensunterhalt ermöglichten. Die Landbevölkerung war durchweg auf die Wundärzte angewiesen. Dies zeigt, dass die Tätigkeit von Laienheilern eine absolute Notwendigkeit war und daher auch behördlicherseits geduldet wurde, wie die Medizinalverordnung von Jülich-Berg von 1708 bestimmte.

Bei der laienmedizinischen Versorgung kam vor allem den Landgeistlichen eine besondere Bedeutung zu, die aus der Not heraus gewisse medizinische Hilfe leisten mussten. So ist die Anweisung Friedrich II. (der Grosse) von Preussen verständlich, dass Theologiestudenten auch medizinische Vorlesungen besuchen sollten, um später im Pfarrberuf wenigstens teilweise die gesundheitliche Versorgung übernehmen zu können.

Hier bahnen sich bereits Verbindungen zwischen Medizin und Pietismus an. Charakteristisch für eine “pietistische Medizin” (Christa Habrich) ist die enge Verknüpfung zwischen Leib- und Seelsorge. Sie gründet sich auf die Schrift: Matthäus 10, 8 “Macht die Kranken gesund, reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf, treibt die Teufel aus.” Hierdurch entwickelte sich in besonderer Weise die Verantwortung und auch der Auftrag an Laien. Daraus ergab sich als natürliche Folge, dass pietistische Ärzte theologische Erbauungsstunden abhielten und Prediger, gestützt auf den urchristlichen Apostel-auftrag, in brüderlicher Liebe laienärztliche Praxis ausübten. Ein schönes Beispiel für die harmonische Verquickung von Laientheologie und Laienmedizin gibt Gerhard Tersteegen (1697–1769), ein Bandwirker und Liederdichter, der im Bergischen Land als Laienarzt tätig und auch mit Jung-Stilling befreundet war. Hauptanliegen der damaligen Laienmedizin war die Zubereitung und Abgabe von Heilmitteln.

Die “PRAXIS PIETATIS” – Glaube und Tat – gehört zum Ausdruck christlicher Frömmigkeit und wurde damit auch zu einer gestaltenden Kraft in Staat und Gesellschaft des 18.Jahrhunderts, wobei hier nur an die Neuordnung des Schulwesens in Sachsen und an die Gründung von Waisenhäusern erinnert sei.

Den Laienärzten war, trotz ihrer verantwortungsbewusst geführten Therapiebemühungen, die Nähe zum Kurpfuschertum bewusst. Wegen der mangelnden ärztlichen Versorgung, besonders auf dem Lande, konnte das Kurpfuschertum kräftig gedeihen. Daher legten die geistlichen wie auch ärztlichen Laienheiler auf eine, wenn auch bescheidene, Ausbildung grossen Wert und hielten Verbindung zu wissenschaftlichen Ärzten für sehr wichtig, wie wir von Gerhard Tersteegen und auch Jung-Stilling wissen. Unter diesem Aspekt ist auch die Bedingung Molitors zu verstehen, dass seine Arcana an einen zukünftigen Medizinstudenten ausgehändigt werden sollte, “damit die Sache nicht unter Pfuschers Hände gerathen mögten.”

 

C. Jung-Stilling als Medizinstudent

Diese Aufforderung hat sicher Jung-Stillings Wunsch zum Medizinstudium bestärkt. Im August 1770 reist er zusammen mit dem Elberfelder Chirurgen Engelbert Troost nach Strassburg und trägt sich am 24. September in das Matrikelbuch der medizinischen Fakultät ein. Die Strassburger Universität erfreute sich im 18.Jahrhundert eines besonders guten Rufes und zog Studenten aus allen Teilen Deutschlands und Europas an. Sie galt als “Arbeitsuniversität”, da hier das an anderen Universitäten übliche Studententreiben weitgehend verpönt war.

Am Ende des 18.Jahrhunderts verlief das Studium der akademisch ausgebildeten Ärzte überwiegend theoretisch. Der medizinische Unterricht war wenig differenziert. Obwohl die einzelnen Professoren besondere Interessengebiete vertraten, unterrichteten sie im Wechsel alle Bereiche der Medizin. Die Vorlesungen wurden in der Gelehrtensprache Latein abgehalten. Praktische Anatomie wie auch Chirurgie fand im Vorlesungsbetrieb nur wenig Berücksichtigung, weil (aus religiös bedingtem Ressentiment gegen Obduktionen) nur wenig Leichen zur Zergliederung den Studenten zur Verfügung standen. Daher war vielen Adepten der Medizin der Aufbau des menschlichen Körpers nur aus anatomischen Zeichnungen oder Tafeln bekannt. So erstaunt es nicht, dass 1773 die Universität Tübingen nur einen einzigen eingeschriebenen Medizinstudenten hatte. Erst im letzten Drittel des 18.Jahrhunderts wurde der klinische Unterricht in den Studiengang eingeführt, der auf den berühmten Kliniker Hermann Bierhaave (1668–1738) aus Leyden zurückgeht.

Dies galt auch für die Universität Strassburg, an der wir Jung-Stilling jetzt finden. Er bewältigt das gesamte Pensum in nur eineinhalb Jahren, wird eine bekannte Erscheinung im Universitätsleben, hält privat eine einstündige Philosophievorlesung, erhält die Erlaubnis, ein Chemie-Kolleg zu halten und lernt ferner Johann Wolfgang Goethe und Johann Gottfried Herder kennen, mit denen er lange freundschaftlich verbunden war.

Zu seinem klinischen Lehrer Johann Friedrich Lobstein (1736–1784), der als berühmter Star- und Steinschneider galt, fühlte sich Jung-Stilling besonders hingezogen, und von ihm wurde er in die Methode der Starausziehung eingeführt. Somit durchlief Jung-Stilling eine regelrechte allgemeinmedizinische Ausbildung und hat sich weder vorher, noch während des Studiums bereits auf die Ausübung der Augenheilkunde spezialisiert, wie von Dieter Cunz irrtümlich dargestellt wird.

Im Winter 1771/72 verfasst Jung-Stilling seine Promotionsarbeit und am 24. März findet unter Vorsitz von Professor Jakob Reinbold Spielmann (1722–1783) im Dekanat vom Johann Pfeffinger (1729?–1782) die öffentliche Disputation statt, die Jung-Stilling sogar grosses Lob einbringt. Am Tag danach bricht er von Strassburg auf, um sich in Alt-Elberfeld (wie von seinen dortigen Freunden Dr. Dinkler und Engelbert Troost geraten) am 1. Mai 1772 als praktischer Arzt niederzulassen, da eine Arztpraxis durch Todesfall vakant geworden war.

 

 

D. Jung-Stilling als Arzt zu Elberfeld im Umfeld seiner Zeit

Nach dem Umzug macht Jung-Stilling seine Visiten, d.h. die damals üblichen Besuche bei den Nachbarn und den Bürgern, denen er sich als neu niedergelassener Arzt vorstellen möchte. Schon in den ersten Tagen seiner Niederlassung muss Jung-Stilling einen grossen Wandel im Verhalten seiner pietistischen Freunde feststellen, die ihm zu Zeiten seiner laienmedizinischen Tätigkeit im Wupperthale “als einen Engel Gottes empfiengen, nun aber von Ferne stehen bleiben, sich blos bücken und kalt blieben.” Dies ist eigentlich nicht verwunderlich, da nunmehr Jung-Stilling als DOCTOR MEDICINAE einem anderen Stand angehört und eine bestimmte Distanzierung erfordert, die ihm entgegen zu bringen ist.

Hieraus und aus Jung-Stillings Bemerkung: “er habe lange genug von Pflichten geschwätzt, nun wolle er schweigen und sie ausüben” auf einen gewissen Hochmut Jung-Stillings zu schliessen, wie von Rainer Vinke angenommen wird, kann aus der Lebensgeschichte sicher nicht herausgelesen werden.

I. Ungünstiger Anfang

Erst am vierten Tag nach seiner Niederlassung bekam er seinen ersten Patienten, einen nervenkranken elfjährigen Knaben, der von verschiedenen Ärzten bereits aufgegeben worden war. Auf dem Heimweg von diesem Hausbesuch fiel Jung-Stilling ein, dass Professor Spielmann, sein klinischer Lehrer in Strassburg, Dippels tierisches Öl als Mittel gegen nervöse Zuckungen gerühmt hätte. Jung-Stilling verschrieb dem Jungen ein Säftchen auf der Basis von Dippels Öl und konnte in kurzer Zeit einen überraschenden Heilerfolg erzielen. Selbstkritisch bemerkt Jung-Stilling aber, “die ganze Cur war weder Methode noch Überlegung, sondern blosser Zufall oder göttliche, väterliche Vorsehung.” Durch diese Behandlung wurde er bald bekannt, und “es kamen Lahme, Krüppel und unheilbare Kranke aller Art, allein Dippels Öl half nicht allen… Der Zulauf ließ wieder nach, doch kam er nun in eine ordentliche Praxis, die ihm den notwendigen Unterhalt verschaffte.”

Jung-Stillings häusliches Leben hat in mancher Beziehung einen kummervollen Anfang genommen, da zum einen seine junge Frau mit einem “schrecklichen, hysterischen Übel” behaftet ist – das den Erscheinungen nach als Epilepsie gedeutet werden muß – zum anderen er “wenig Glück in seinem Beruf, (und) wenig Liebe bei dem Publikum hatte.”

Aus der Rückschau der Jahre 1788/89, in denen Jung-Stilling über sein häusliches Leben berichtet, scheint ihm der verheissungsvolle Beginn seiner ärztlichen Tätigkeit mit dem Heilerfolg bei dem ärztlicherseits bereits aufgegebenen Knaben kaum der Erwähnung wert zu sein, da offenbar die damaligen schlechten Erfahrungen und die drückende Schuldenlast in Elberfeld die positiven Anfänge überschattet haben.

II. Schlechte Allgemeinsituation

Wie aber war die ökonomische Situation der Ärzte in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts? Von verschiedenen Medizinhistorikern wird diese Zeit als das “goldene Zeitalter der Ärzte” dargestellt. Doch scheint diese Auffassung nur für die Elite unter den Ärzten – insbesondere für die Hof- und Leibärzte – zuzutreffen, während die materielle Lage des Durchschnittsarztes keineswegs rosig aussah. Oft praktizierte in vielen Städten überhaupt nur ein Arzt.

Eine solche Situation ist auch für Elberfeld belegt. In Geschichte, Statistik und Topographie der Städte Elberfeld und Barmen (1835) teilt Johann Friedrich Knapp mit, dass Elberfeld 1719 nur einen Arzt gehabt hat, der sich nicht einmal einer ordentlichen Praxis erfreute. Als auch dieser – Dr. Olimath – Elberfeld deswegen verlassen wollte, hätten die Ratsmitglieder mit 9 gegen 5 Stimmen beschlossen, ihm jährlich ein Douceur von 12 Reichsthaler zu geben, wenn er “allhier verbleiben sollte.” Zu Zeiten Jung-Stillings praktizierten ausser ihm “noch vier wackere Ärzte in der Stadt, die alle in voller Würksamkeit standen und sich sozusagen die ganze Einwohnerschaft getheilt hatten… ich hatte also genug zu thun, aber ich konnte nicht von meiner Praxis leben.”

Das Hauptproblem für den akademischen Ärztestand lag darin, dass die finanzielle Situation von der begrenzten Nachfrage nach ärztlichen Dienstleistungen von einer sehr kleinen begüterten Patientengruppe bestimmt wurde. In Berlin kam gegen Ende des 18.Jahrhunderts nur ein Arzt auf 3 500 Einwohner. In Elberfeld war das Arzt/Patientenverhältnis von 1/1 500 zu Jung-Stillings Zeiten dagegen relativ günstig. Selbst einem grösseren, sozial besser gestellten Teil der Bevölkerung in den Städten war es aus Geldmangel nicht möglich, einen Arzt zu konsultieren, weil der erste Besuch, z.B. nach der Preussischen Medizinaltaxe von 1725, einen Thaler, bei ansteckenden Krankheiten sogar zwei Thaler kostete. Der Tagelohn eines Arbeiters lag damals bei etwa 20 Kreuzer, und man rechnete 1 Reichstaler = 90 Kreuzer.

III. Hausarzt-Prinzip

Ebenso wie sich der Adel einen Leibarzt hielt, pflegten gehobene bürgerliche Kreise einen quasi “Leibarzt”, nämlich einen Hausarzt anzustellen. Dies nicht wegen seiner besonderen ärztlichen Fähigkeiten; vielmehr galt der Hausarzt als Statussymbol. Als Hausarzt stand der Mediziner in einem pratronageähnlichen Abhängigkeitsverhältnis zu seinem Patienten und füllte die Rolle eines für medizinische Belange zuständigen Angestellten aus. Zugleich fungierte er auch als Berater in allen Lebenslagen. Nicht zufällig sitzt Dr. Grabow bei Thomas Manns Buddenbrock “unten” am Tisch neben der Mamsell Jungmann, der Gouvernante. Die ärztliche Tätigkeit wird nicht –wie in späterer Zeit – ach den vorgenommenen Verrichtungen honoriert, sondern der Hausarzt bekommt von seinem “Patron” jeweils ein Jahrespauschalhonorar, dessen Höhe dieser allein festsetzt.

Aus der Lebensgeschichte Jung-Stillings erfahren wir nichts über eine Anbindung an bestimmte Familien in Elberfeld, mit denen ein bestimmtes Jahresfixum vereinbart war. Er teilt lediglich mit, dass er am Jahresende 1772 (d.h. acht Monate nach seiner Niederlassung) seine Hausrechnung macht. “In Elberfeld herrscht der Gebrauch, daß man das, was man in der Stadt verdient auf Rechnung schreibt…. Am Schluß des Jahres macht man seine Rechnung und theilt sie aus…” Ob Jung-Stilling in späteren Jahren seiner ärztlichen Tätigkeit “Hausarztverträge” abgeschlossen hat, ist meines Wissens nicht belegt. So muss man annehmen, dass sein zahlender Patientenkreis in Elberfeld und Umgebung relativ klein war und ihm finanziell nicht so viel einbrachte, wie er erhofft hatte.

Deshalb Jung-Stilling als Brunnen- und Armenarzt, der nicht selten auch die Arzneikosten seiner unbemittelten Patienten trägt, ein wenig erfreuliches Dasein in wirtschaftlich bedrückenden Verhältnissen. Sein Kritiker Rainer Vinke lässt durchaus gelten, dass er armen Patienten als Ausdruck tätiger Nächstenliebe das Honorar erlässt. Dass er aber einem knauserigen Reichen, der über die Rechnung klagt, ebenfalls kein Honorar abverlangt, sieht Vinke als wirtschaftliche Dummheit an. Hierzu ist zu bemerken, dass es für Ärzte zu Jung-Stillings Zeiten als schimpflich und unmoralisch galt, Patienten an ihre Zahlungsverpflichtungen zu erinnern, da eine solche Handlungsweise ihrem Berufsethos widersprach und sie zu gewöhnlichen Kaufleuten oder Handwerkern erniedrigte. (Johann Friedrich Rübel, 1766) Daher sagt Jung-Stilling von sich selbst: “Er war zu großmüthig um Geldes willen nur ein unangenehmes Wort zu verlieren.”

Aber nicht allein der wirtschaftliche Misserfolg ruft bei Jung-Stilling später einen Widerwillen gegen den Arztberuf hervor. Auch manche erfolglose Kuren (das alte Wort für ärztliche Heilbemühungen) bedrücken ihn sehr, wobei ihm gerade solche bei den vornehmen Patienten unterliefen, während er “unter dem armen und gemeinen Volk würkte, solange that er vortreffliche Curen”. – “Dies alles flößte ihm einen tiefen Widerwillen gegen die Arzeneykunde ein und blos der Gedanke: Gott habe ihn zum Arzt bestimmt … erhielt seine Seele aufrecht.”

 

E. Jung-Stilling als Systematiker

Vergegenwärtigen wir uns den Stand der ärztlichen Wissenschaft zur Zeit Jung-Stillings, so ist der Zwiespalt zwischen Helfen wollen und Heilen können allzu verständlich. Die Kenntnis über Krankheiten und ihre Ursachen sowie das Wissen um eine wirksame Behandlung waren noch sehr gering. Die Ärzte jener Zeit mussten sich bei der Feststellung von Krankheiten allein auf Befragen des Patienten, Pulsmessen und Beobachtung des Verlaufs der Krankheit beschränken. Ein solches Vorgehen beschreibt Jung-Stilling anlässlich des Besuches bei dem nervenkranken Knaben: “er besahe, betrachtete und fragte alles aus.” – Die ersten diagnostischen Untersuchungsverfahren, wie Abhorchen der Lunge und des Herzens (Auskultation) sowie das Beklopfen des Brustkorbes (Perkussion) fand erst viele Jahre später Eingang in die praktische Medizin. Somit standen damals die praktischen Ärzte den meisten Kranken hilflos gegenüber.

I. Krankheit als Ganzheit

Krankheiten wurden noch Ende des 18.Jahrhunderts nach bestimmten Äusserungen als “Ganzheiten” bewertet und vor allem mit den unterschiedlichen Theorien belegt. Die damalige medizinische Wissenschaft hatte das Bestreben, Krankheiten zu einem System zu gliedern, wie es Botaniker und Zoologen mit Pflanzen und Tieren taten. Es entstanden daher zahlreiche Richtungen und Theorien in der Heilkunde. Auch wurde versucht, die aufstrebenden Naturwissenschaften, insbesondere die Chemie und Physik, in neue Lehrgebäude einzubeziehen. Als Reaktion auf die materialistischen Vorstellungen der Iatrichemiker und Iatrophysiker erwuchsen die Lehren des Vitalismus und Animismus. – Generell kann man sagen, dass die vielen neuentstandenen Lehrmeinungen mit ihren damaligen Kenntnissen etwas zu erklären versuchten, was noch nicht erklärbar war!

Auch die therapeutischen Ansätze folgten solchen Theorien und Systemen. Diesen war Jung-Stilling aufgrund seiner akademischen Ausbildung gleichfalls verhaftet, und er stellte Behandlungschemata auf, so wie er es von seinen klinischen Lehrern übernommen hatte. Daher schreibt er in der Lebensgeschichte: “Seine ganze Seele war System, alles sollte ihm nach Regeln gehen.” Eine Auffassung, die ganz der Vorstellung seiner Zeit entsprach und ihm z.T. treffliche Kuren gelingen liess, allerdings hauptsächlich bei der ärmeren und robusteren Bevölkerung. Bei den vornehmen Patienten, bei denen “Wohlleben, feinere Nerven, verwöhnte Empfindungen und Einbildung im Spiel war”, da war Jung-Stilling nicht zuhaus.

Wenn er auch seinen Behandlungsplan exakt festlegt und auch danach verfährt, so bedeutet dies sicher nicht, dass er nach einem therapeutischen Fehlschlag die Flinte ins Korn wirft und eine weitere Behandlung unterlässt oder sogar ablehnt. Ein solches Vorgehen lag sicher Jung-Stilling fern, da er sich unabdingbar an seinen ärztlichen Auftrag gebunden fühlt und weitere Behandlungsversuche unternimmt. Hier ist Rainer Vinke nicht zu folgen, wenn er schreibt: “Eine aufwendige auf den konkreten Fall des Patienten bezogene Behandlung erscheint ihm also als Charlatanerie.” Jung-Stilling möchte mit der “feinen und erlaubten Charlatanerie” – die er nicht beherrscht und auch nicht billigt – deutlich die Grenzen aufzeigen, wo sinnvolle Behandlung in unnütze Vielgeschäftigkeit (Polypragmasie) übergeht, d.h. wo die “Krankenbedienung aus auf hunderterley Arten von wichtigerscheinender Geschäftigkeit zusammengesetzt” ist.

II. Zweifel gegenüber der Medizin

Jung-Stilling ist sich also seiner eingeschränkten therapeutischen Möglichkeiten voll bewusst und sucht nach Wegen, sein ärztliches Tun auf gesicherte Grundlagen zu stellen: “Aus diesem Grunde fasste er schon im ersten Sommer den riesenmässigen Entschluß, so lange zu studiren und nachzudenken, bis er es in seinem Beruf zur mathematischen Gewissheit gebracht hätte …”

Dieses Misstrauen gegenüber der Medizin verspürten nicht nur verantwortungsbewusste Mediziner, sondern auch Patienten und deren Angehörige. Die Folge davon war, dass sich damals die weitverbreitete Sitte der Ärztekonsilien entwickelte. Diese Konsilien hatten allerdings aus medizinisch-fachlichen Erwägungen heraus wegen der bescheidenen therapeutischen Möglichkeiten nur einen geringen Wert. Sie gaben aber dem Patienten und dessen Angehörigen das Gefühl, alles nur Erdenkliche für die Wiederherstellung der Gesundheit getan zu haben und gaben darüber hinaus Gelegenheit, den entsprechenden sozialen Status zu demonstrieren. Unter den Ärzten führten solche Konsilien nicht selten zum offenen Konkurrenzkampf um die Gunst der wenigen begüterten Patienten.

Mettenheimer (1899) bemerkt zu solchen Praktiken: “Man hielt alle Mittel dem Kollegen zu schaden, ihn zu verkleinern oder aus dem Sattel zu heben … für erlaubt.”

III. Folgenschwerer Geburtshilfe-Fall

Jung-Stilling berichtet in seiner Lebensgeschichte einmal ausführlich über eine Hinzuziehung als Konsiliararzt durch seinen befreundeten Kollegen Dr. Dinkler, der ihn um seinen Beistand zu einer schweren Geburt bittet. Trotz aller ärztlicher Bemühungen konnte das Kind nur tot geboren, aber das Leben der Mutter gerettet werden. Obwohl sich Jung-Stilling durch diese gekonnte geburtshilfliche Leistung bei den Elberfeldern einer gewissen Hochachtung erfreuen konnte, erhielt er einige Wochen später eine Vorladung zum Examen nach Düsseldorf. Nachträglich erfuhr er, dass “jemand über seine Geburtshülfe … in einem sehr nachteiligen Licht berichtet habe.” Ob diese Verleumdung von einem in der Stadt ansässigen Kollegen ausging, ist nicht belegt, aber bei der oben geschilderten Missgunst und dem Konkurrenzkampf nicht ausgeschlossen.

Dieser geburtshilfliche Fall hatte noch ein Nachspiel, insofern als Jung-Stilling noch am gleichen Tage des unerfreulichen Examens vor dem Medizinalkollegium in Düsseldorf nach Duisburg reiste und dem Dekan der dortigen medizinischen Fakultät den Sachverhalt vortrug, was in einem Responsum schriftlich niedergelegt wurde. Dieses Original-Responsum konnte kürzlich von Gustav Adolf Benrath in der Universitätsbibliothek Basel aufgefunden werden und bestätigt das korrekte geburtshilfliche Vorgehen Jung-Stillings. Unterzeichnet ist das Schriftstück am 20. November 1773 vom Dekan der Fakultät Professor Johann Gottlieb Leidenfrost.

In wieweit hierdurch das Verhältnis Jung-Stillings zu seinen Elberfelder Kollegen belastet wurde, geht aus der Lebensgeschichte nicht hervor. Allerdings gesteht er, dass er “bey seinen Berufsverwandten und Collegen als ruhmsüchtig, emporstrebend und ihnen den Rang ablaufend angesehen wurde” und führt seine “Offenherzigkeit, vermöge welcher er vieles aus seinem Herzen fließen ließ, das er wohl hätte verschweigen sollen” als Grund an.

 

F. Jung-Stilling im Rahmen der zeitgenössischen ärztlichen Berufstätigkeit

Haben wir oben die ökonomische und soziale Stellung der Ärzte im ausgehenden 18.Jahrhundert betrachtet, so soll jetzt ein Blick auf die “arbeitszeitliche” Situation geworfen werden. Dies ist uns Heutigen sehr schwierig, da wir gewohnt sind, Ärzte als vielbeschäftigte Menschen anzusehen, denen oft ein zehn- und mehrstündiger Arbeitstag beschieden ist.

I. Arzttätigkeit im späten 18.Jahrhundert

Das traf zu Jung-Stillings Zeiten nicht zu. Eine Ordination im Haus wurde kaum betrieben. Man rief die Ärzte meist zu den schwer- und schwerstkranken Patienten ans Bett, nachdem die Kranken oftmals bereits von Laienheilern erfolglos vorbehandelt waren. Da Arztbesuche teuer waren, wurden solche nur in den allernötigsten Fällen veranlasst. Dies galt sowohl für die zahlenden Patienten, als auch für die arme Bevölkerung, die auf Armenärzte angewiesen war. Daher ist verständlich, dass die Berufstätigkeit als Arzt nicht in demselben Mass den Mittelpunkt des Lebens bildete, wie dies heute der Fall ist. Viele Ärzte betrieben aus diesem Grund neben ihrer ärztlichen Tätigkeit Studien zur Anatomie, Chemie, Botanik und andere Naturwissenschaften, wozu sie durch ein breit angelegtes Studium besondere Voraussetzungen mitbrachten, oder sie beschäftigten sich anderweitig wissenschaftlich oder auch literarisch. Es war also zur Zeit Jung-Stillings die Regel, dass der tägliche Broterwerb nur als Teil der Lebensaufgabe begriffen wurde.

II. Jung-Stilling als Dozent für Medizin

Folgen wir Jung-Stillings Lebensgeschichte, so erfahren wir, dass er schon im Sommer 1772 den jungen Wundärzten und Barbiergehilfen ein Kollegium über Physiologie gelesen hat, an dem sogar seine Kollegen Dr. Dinkler und Engelbert Troost teilgenommen haben.

Wundärzte, Barbiere und auch Feldschere zeichneten sich oft durch haarsträubende Unwissenheit und Roheit aus. Diese Erkenntnis hat sicher Jung-Stilling bald nach seiner Niederlassung gewonnen und versucht, hier Abhilfe zu schaffen. Hieraus zu schliessen, Jung-Stilling beabsichtige, eine medizinische Akademie einzurichten und sich selbst als Gründungsrektor vorzuschlagen – wie Rainer Vinke annimmt – beruht auf einer Verkennung der damaligen medizinischen Situation. Mit seinen Forderungen zur Aus- und Weiterbildung der Wundärzte und Barbiere war Jung-Stilling seiner Zeit deutlich voraus, denn erst elf Jahre später, nämlich 1783, setzte sich das Medizinalkollegium in Düsseldorf mit diesem Problem auseinander.

III. Weitere Aktivitäten von Jung-Stilling

Ein halbes Jahr nach der berühmten Elberfelder Zusammenkunft am 22. Juli 1774 (mit Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Heinrich Jacobi, Samuel Collenbusch, Johann Gerhard Hasenkamp und Johann Caspar Lavater) gründeten acht Elberfelder Bürger am 5.Januar 1775 die geschlossene “Lesegesellschaft”, in der Jung-Stilling bald auch den geistigen Mittelpunkt bildete. Unter den zwölf Vorträgen, die er vor dieser Gesellschaft hielt, befassten sich zwei mit medizinischen Themen: “Rede über das Gesicht” und “Über die Brille”. Leider ist der Wortlaut der in der Lesegesellschaft gehaltenen Vorträge nicht überliefert, da keine Veröffentlichung erfolgte.

Der weit gespannte Bogen Jung-Stillings naturwissenschaftlicher, ökonomischer und geisteswissenschaftlicher Betätigung neben seinen ärztlichen Aufgaben lässt die breite Vielfalt seiner Interessensgebiete erkennen. Die Vielzahl seiner schon zu Beginn der Elberfelder Zeit entwickelten Aktivitäten werden von Rainer Vinke als Grund des wirtschaftlichen Misserfolges gewertet, da sie ihn von seiner eigentlichen Aufgabe als praktischer Arzt zu sehr abgelenkt hätten und er dadurch seine Patienten vernachlässigt habe.

Dieser Sicht kann nach den obigen Ausführungen n i c h t gefolgt werden, denn den Ärzten des ausgehenden 18.Jahrhunderts blieb wegen der geringen ärztlichen Inanspruchnahme reichlich Zeit zu anderweitiger Beschäftigung, die nicht selten allgemein hohe Anerkennung erlangte. Es sei hier an den Arzt und Botaniker Karl von Linné‚ (1707–1778) erinnert, auf den die Pflanzenklassifikation bis heute zurückgeht.

 

G. Jung-Stilling als Augenarzt

Die Ablösung des mittelalterlichen Weltbildes führte nach der Renaissance durch neue und weltbewegende Erkenntnisse schliesslich zur geistigen Bewegung der Aufklärung. Als eine Antwort auf den atheistischen Zeitgeist ist die Physikotheologie anzusehen. Sie sucht die Existenz Gottes nicht aus der menschlichen Vernunft A PRIORI, sondern A POSTERIORI aus der Schöpfung selbst abzuleiten. Der Begriff der “Herrlichkeit Gottes” wird damit zum Mittelpunkt der Physikotheologie. Über die Betrachtung der Wunder der Schöpfung müsse man Gott erkennen, wodurch besonders hier der Lichtsinn und das Sehen angesprochen werden. Auch bei Jung-Stilling finden wir Anklang an physikotheologische Gedankengänge und nicht von ungefähr widmet er das Thema eines Vortrages in der Lesegesellschaft dem Gesichtssinn. Diese Vorstellungen eröffnen somit eine Welt des Auges, des Sehens, des Betrachtens und generell des Lichtes. (Gerd Propach)

Unter diesem geistigen Aspekt ist es nicht verwunderlich, dass die Augenheilkunde, insbesondere die Staroperation, im 17. und 18.Jahrhundert bedeutende Anstösse erhielt. Diese physikotheologischen Empfindungen sowie seine Gottes- und Menschenliebe: “Gott zu Ehren und den Nächsten zum Nutzen zu leben und zu sterben” dürfte wohl als Jung-Stillings grösste Motivation zur operativen Augenheilkunde angesehen werden.

I. Beginn der operativen Tätigkeit

Es hat ihn offenbar viel Überwindung gekostet, sich der chirurgischen Augenheilkunde zuzuwenden. Dies geht aus der Lebensgeschichte hervor, als ihn eine junge Frau wegen ihrer Erblindung an grauem Star anspricht, er aber ausweichend antwortet. Jung-Stilling gesteht ihr, dass er eine derartige Operation noch nie an lebenden Personen ausgeführt habe. Die blinde Frau drängt aber unaufhörlich weiter und bittet ihn, die Operation zu wagen, sie könne nicht blinder werden als sie schon sei: ” Gott hat sie dazu berufen, den armen Nothleidenden zu helfen, sobald sie können, nun können sie aber den Star operieren, ich will der erste seyn, wills wagen und verklage sie am Jüngsten Gericht, wenn sie mir nicht helfen.” Er schreibt: “Das waren Dolche in Stillings Herz, er fühlte, daß die Frau Recht hatte und doch hatte er eine fast unüberwindliche Furcht und Abneigung gegen alle Operationen am menschlichen Körper…”.

Erst als er sich mit seinen Arztkollegen Dr. Dinkler und Engelbert Troost besprochen hatte und Pfarrer Theodor Müller aus Wichlinghausen sich brieflich an ihn gewandt hatte, willigte er in die Operation ein, die ihm mit Erfolg zunächst an einem, und vier Wochen später auch am anderen Auge gelang. Sie ist in der Lebensgeschichte ausführlich beschrieben.

Nach diesen ersten operativen Erfahrungen verliert Jung-Stilling seine selbst bezeugte Abneigung, und er erblickt in seiner späteren augenchirurgischen Tätigkeit eine von Gott gewollte Berufung und sah die “Augen-Curen und Staar-Operationen als heilige Pflicht”, ja sogar als den “wahren äußeren Gottesdienst” an, wie er an Johann Caspar Lavater schreibt.

Jung-Stillings Staroperationen fielen in eine Zeit der Neuorientierung auf augenärztlichem Gebiet, denn bisher war man, wie zu Hippokrates Zeiten der Anschauung, dass der graue Star eine trübe Feuchte, ein Häutchen vor der Pupille sei, welches man durch Niederdrücken beseitigen könne. Erst Mitte des 17.Jahrhunderts wurde in Frankreich die These aufgestellt, dass als Sitz des grauen Stares die getrübte “Krystalllinse” anzusehen ist. Es war das Verdienst von Jean-Jaques Daviel, hieraus die Konsequenz gezogen zu haben und die Ausziehung – statt der Niederdrückung der getrübten Linse – als sichere Methode zur Heilung des grauen Stars in die Augenheilkunde eingeführt zu haben. Doch diese neue Methode konnte sich neben der damals üblichen Starniederlegung nur allmählich durchsetzen.

II. Operationstechnische Veröffentlichungen

Jung-Stilling, der die Starausziehung glänzend beherrschte, darf mit Recht als Wegbereiter und Pionier der Extraktionsmethode angesehen werden. Auch hat er sich in zwei Sendschreiben an den Stadtchirurgen Johann Casper Hellmann aus Magdeburg (1775) in die Diskussion um die Methode und das Instrumentarium der Staroperation eingeschaltet. 1791 erscheint Jung-Stillings medizinisches Hauptwerk: “Methode den grauen Star auszuziehen und zu heilen …” Es ist zwei bedeutenden Medizinern seiner Zeit, Ernst Gottfried Baldinger (1738–1804) und Samuel Thomas Sömmering, gewidmet, die ihn zur Niederschrift seiner Erfahrungen angeregt hatten.

Im Gegensatz zu Jung-Stillings übrigen, eher breit angelegten Schriften, zeichnet sich das augenärztliche Werk durch knappe Fassung und strenge Kürze aus. Es wird mit 150 Paragraphen in drei Teilen abgehandelt, den Abschluss bilden 4 Kupfertafeln. Sein Lehrbuch ist nicht als wissenschaftliches Werk konzipiert und verzichtet auf eine bibliographische Rückschau, sondern versteht sich als Operationsanweisung, “daß mancher edle junge Mann durch diese Schrift besser belehrt … den armen Blinden dienen würde.”

Dieses Lehrbuch lässt einige wichtige Gedanken und Vorschläge erkennen, die seiner Zeit deutlich vorauseilen. So legt Jung-Stilling besonderen Wert auf eine mögliche Vorhersage des Operationserfolges (Prognose), er fordert die Assistenz eines Wundarztes bei der Operation und ist auf eine sorgfältige Nachbehandlung bedacht. Seiner Gewissenhaftigkeit verdanken wir eine Art “Medizinstatistik” über 237 in sechzehn Jahren selbst operierter Patienten, bei denen nur jeder 7. Eingriff misslungen sei. Diese Misserfolgsquote korreliert in etwa mit derjenigen seiner bedeutenden operierenden Zeitgenossen.

 

III. Erfolge und Misserfolge

Durch Vermittlung von Gustav Adolf Benrath wurden mir bisher unveröffentlichte handschriftliche Aufzeichnungen Jung-Stillings über 92 in der Zeit zwischen 1773 und 1778 vorgenommene Staroperationen aus der Universitätsbibliothek Basel überlassen, deren Auswertung einer späteren Veröffentlichung vorbehalten ist.

Es gelangen Jung-Stilling nicht nur glückliche Kuren, sondern manche Augenoperationen verliefen “fruchtlos”, wie z.B. im Februar 1775 die an dem pensionierten Hofmarschall Heinrich Ludwig von Lersner (1703–1785) in Frankfurt/M. durchgeführte, über die Jung-Stilling in seiner Lebensgeschichte ausführlich berichtet.

Der Bericht von Jung-Stilling deckt sich allerdings nicht mit der Schilderung des Operationsherganges von Goethe in “Dichtung und Wahrheit” (IV. Teil, 16. Buch): “Jung bekannte, daß es diesmal so leicht und glücklich nicht hergegangen: die Linse sei nicht herausgesprungen, er habe sie holen und zwar weil sie angewachsen, ablösen müssen, dies sei nun nicht ohne Gewalt geschehen. Beim zweiten Auge, das ebenfalls operiert zu haben er sich Vorwürfe machte, sei es auch so gegangen: die zweite Linse kam nicht von selbst, sie mußte auch mit Umständen abgelöst und herausgeholt werden.”

Aus der jetzt vorliegenden, von Jung-Stilling selbst geschriebenen Krankengeschichte des Herrn von Lersner geht eindeutig hervor, dass bei der am 13. Februar 1775 erfolgten Operation an beiden Augen “gantz gewöhnlich und vollkommen ohne das mindeste zu fehlen, beide Linsen … völlig heraus (kamen) und die Pupillen waren beide rein und schwartz”, d.h. der Eingriff an beiden Augen war erfolgreich, erst in der Nachbehandlung trat durch eine heftige Augenentzündung die nachfolgende Erblindung ein. Hier irrt also Goethe in seiner Darstellung der Operation an Herrn von Lersner. Dies ist verzeihlich, zumal der Entwurf zur Niederschrift von “Dichtung und Wahrheit” im Oktober 1809 oder im Sommer 1810 erfolgte und damit 34 Jahre seit den damaligen Ereignissen verstrichen waren. Wir müssen also die Krankenblattaufzeichnungen Jung-Stillings, die sicher bald nach Rückkehr in Elberfeld oder auch schon vorher niedergelegt worden sind, als verbindlich für den Ablauf der Operation ansehen.

Der Misserfolg bei Herrn von Lersner hat Jung-Stilling zutiefst getroffen, und er “fieng an zu zweifeln, ob Gott ihn zur Medizin berufen habe.” Goethe versuchte ihn zu trösten: “aber wir gelangten doch zuletzt auf das vernünftige Resultat: daß Gottes Rathschlüsse unerforschlich seien” (Dichtung und Wahrheit, IV. Teil, 16. Buch).

IV. Jung-Stilling als unermüdlicher Operateur

Trotz seiner “fruchtlosen” Operation hat sich Jung-Stilling nicht entmutigen lassen und seine Staroperationen – auch nach Aufgabe seiner Tätigkeit als praktischer Arzt in Elberfeld und Berufung als Professor für ökonomische Wissenschaften – bis in sein hohes Alter fortgeführt und erwähnt in Heinrich Stillings häusliches Leben, dass er in dieser Zeit seine “Star- und Augencuren wie bisher immer noch mit viel Glück und unentgeltlich fortsetzte.”

Jung-Stilling hat nach eigenen Angaben ca. 2 000 Staroperationen ausgeführt. Rainer Vinke schätzt, dass es etwa 1 500 Operationen gewesen sein könnten. Immerhin ist dies eine ganz beträchtliche Anzahl operierter Patienten, womit Jung-Stilling sicher zu den Augenärzten des ausgehenden 18.Jahrhunderts gehört, die mit die grösste Erfahrung auf dem Gebiet der Staroperation nachweisen konnten.

Neben den ophthalmologischen Grössen seiner Zeit wie Georg Josef Beer, August Gottlieb Richter, aber auch Johann Casper Hellmann, Georg Christoph Conradi, Rudolph Abraham Schiferli sowie den beiden Michael und Jakob Wenzel, Vater und Sohn, muss ohne Zweifel Jung-Stilling in diese Reihe prominenter Augenärzte eingereiht werden, denn ihnen war vergönnt, eine neue Ära der Staroperation einzuleiten.

 

H. Jung-Stilling in der Medizingeschichte

Die vielschichtige und auch vielgesichtige Persönlichkeit Jung-Stillings hat in seiner Mit- und Nachwelt zu sehr unterschiedlichen Beurteilungen geführt. Hier sollen nur diejenigen erwähnt werden, die sich mit ihm als Arzt und Staroperateur befassen.

Sein berühmter Zeitgenosse, Georg Josef Beer (1763–1821) urteilt in seinem Werk “Praktische Beobachtungen über den grauen Star und die Krankheiten der Hornhaut” 1791, er sei ein Mann der Erfahrung, der sich in seiner trefflichen Schrift, die er zum Besten der armen Blinden drucken liess, als ein “ächt praktischer Augenarzt” erweist. Beer fügt aber auch einige kritische Bemerkungen an. So bemängelt er die Nichtanwendung des Cystitoms zur Eröffnung der Linsenkapsel, hält Jung-Stillings Nachbehandlung für nicht mehr zeitgemäss und unterstellt ihm Selbstlob und einen gewissen Eigendünkel. Einige Jahre später bedauert Beer in seinem “Repertorium aller bis zum Ende des Jahres 1797 erschienenen Schriften über die Augenkrankheiten”, dass Jung-Stilling seinen augenärztlichen Wirkungskreis verlassen habe, urteilt auch über das Lehrbuch von Jung-Stilling milder und nennt es eine sehr gute Schrift eines “bekanntlich vortrefflichen Augenarztes”.

Der Medizinhistoriker Hugo Magnus bezeichnet 1890 in seinen “Culturgeschichtlichen Bildern aus der Entwicklung des ärztlichen Standes” Jung-Stilling als wissenschaftlich hochstehenden Augenarzt.

Romanus Johannes Schäfer widmet 1904 Jung-Stilling eine ausführliche Würdigung seiner operativen Tätigkeit und stellt ihn gleichrangig neben die beiden Wenzel und August Gottlieb Richter. Vor allem hebt er Jung-Stillings Verdienst über die Verbreitung der Starextractionsmethode hervor.

Wenig schmeichelhaft äussert sich der Professor der Geschichte Friedrich Christoph Schlosser aus Heidelberg in seiner Geschichte des 18. Jahrhunderts über Jung-Stilling, der sich mit “Augenquacksalberei abgab, bis er endlich Staatsökonom wurde” (Siegener Intelligenzblatt 1852). Aber nicht nur ein Geschichtsprofessor, sondern auch der um die Jahrhundertwende bedeutendste Geschichtsschreiber der Augenheilkunde, Professor Julius Hirschberg, urteilt im “Handbuch der gesamten Augenheilkunde” von 1911 über Jung-Stilling recht einseitig und nennt ihn bereits in der Einleitung “keine erfreuliche Erscheinung”. Er unterstellt ihm Heuchelei, beurteilt Jung-Stillings operatives Vorgehen aus der ophthalmologischen Sicht um 1900 und legt die Schilderung Goethes bei dem Misserfolg des Herrn von Lersner zugrunde, ungeachtet der Aussage Jung-Stillings selbst zu diesem Fall, so dass seine operative Tätigkeit in einem zweifelhaften Licht erscheinen muss. Es ist bedauerlich, dass der angesehene und verdiente, bei anderen geschichtlich bedeutsamen Augenärzten gerecht abwägende Medizinhistoriker Hirschberg für Jung-Stilling fast nur abwertende Urteile verwendet.

Dagegen sieht Karl Sudhoff in seinem “Kurzen Handbuch der Geschichte der Medizin” von 1922 in Jung-Stilling einen angesehenen Augenoperateur. Für Alfred Bader ist Jung-Stilling ein “sehr geschickter und gewissenhaft operierender Augenarzt”, der jedoch seiner Meinung nach wegen der Modifikation der Davielschen Operationsmethode “Opfer seiner Neuerungssucht” wurde.

Ebenso wie Hirschberg beurteilt Werner Kyrieleis 1958 Jung-Stilling nach der Darstellung Goethes und zieht daher Jung-Stillings Qualifikation als Augenoperateur in Zweifel.

Erst 1963 meldet sich der bekannte augenärztliche Medizinhistoriker Karl Hans Sasse vor dem Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte zu Wort und bemängelt bei Hirschberg das Unbehagen gegenüber dem Gesamterscheinungsbild Jung-Stillings. Sasse glaubt mit Fug und Recht sagen zu dürfen, dass Hirschbergs Urteil, insbesondere auch über Jung-Stillings operative Tätigkeit, unangemessen erscheint und einer Korrektur bedarf.

Paul Diepgen erwähnt in “Geschichte der Medizin” von 1951 Jung-Stilling als berühmten Staroperateur, rechnet ihn aber wegen seiner Beschäftigung mit dem Okkultismus zu den “Geisterbeschwörern”. Besonders eingehend und ausführlich beurteilt Friedrich Mehlhose Jung-Stilling als Augenoperateur in seiner Schrift: “Der gottesfürchtige Jung-Stilling. Ein Pionier der Starextraction” (1983), indem er auf das “schiefe Urteil” Hirschbergs besonders eingeht und schreibt: “Auf alle Fälle muß eine so einseitige Abwertung, wie sie Hirschberg liefert, mit den Worten der `unerfreulichen Erscheinung’ und ähnlich negativen Werturteilen, als unbegründet zurückgewiesen werden.” Der Leser vermißt jegliche Anerkennung der vorbildlichen, von ärztlichem Verantwortungsbewußtsein getragene Einstellung zur Staroperation, die damals ein ausgesprochenes Wagnis war.

Die bis heute fundierteste und umfassendste Beurteilung Jung-Stillings als Arzt verdanken wir Gerd Propach in seiner 1983 erschienenen Dissertation, die nicht nur vom rein medizinischen oder augenärztlichen Blickwinkel die Persönlichkeit zu erfassen sucht, sondern eine Offenheit für theologische Fragestellungen wie auch Ehrfurcht vor seiner Religiosität deutlich werden lässt. Jung-Stillings Tätigkeit auf allen Gebieten, nicht nur als Arzt und Operateur, wurzeln in einem ausgeprägten christlichen Verantwortungsbewusstsein. Daher sieht Jung-Stilling die körperliche Heilung als Bestandteil eines Prozesses der leiblichen und seelischen Genesung an. Nicht ohne kritische Anmerkungen gibt Gerd Propach eine ausgewogene Beurteilung Jung-Stillings als Arztpersönlichkeit – SINE IRA ET STUDIO – und kommt zu dem Urteil, dass Jung-Stillings Arzttum durch ORARE ET LABORARE, d.h. durch das Religiöse und Profane mit Ziel einer inneren Einheit, geprägt wurde.

 

I. Jung-Stilling als Beispiel für vorbildliches Arzttum

Welche Begabung prädisponieren zum Beruf des Arztes? – Offenbar hat Jung-Stillings Prinzipal Peter Johannes Flender, der sicher ein guter Menschenkenner war, die Begabungen seines ihm liebgewordenen Hausgenossen richtig erkannt, als er ihm den Vorschlag machte, Medizin zu studieren. Denn seine Freude an der Natur, seine mathematischen Fähigkeiten, seine Beobachtungsgabe und Menschenkenntnis dürfen als geeignete Voraussetzungen für eine Ausbildung zum Arzt anzusehen sein und haben – möglicherweise – Flender bewogen, Jung-Stilling dieses Angebot zu machen.

Aber Begabung allein genügt nicht, um ein guter Arzt zu werden, es müssen noch andere charakterliche Eigenschaften hinzukommen, damit sich eine Arztpersönlichkeit entwickelt. An oberster Stelle steht hier das Mitgefühl und die Liebe zum Mitmenschen; ferner eine grosse Portion Idealismus allein für das Wohl seiner Patienten “da zu sein”, ungeachtet irgendwelcher materiellen Vorteile. Diese Grundeinstellung dürfen wir Jung-Stilling uneingeschränkt zubilligen, ist sie doch auch eindeutig Bestandteil seiner religiösen Lebensauffassung. Als unerlässlich für den Arzt müssen wir eine hohe Verantwortungsfreudigkeit, gepaart mit sicherer Entschlussfähigkeit ansehen.

Solche Eigenschaften begegnen uns bei Jung-Stilling an manchen Stellen seiner Lebensgeschichte sowie in den Aufzeichnungen über seine Staroperationen. Persönliche Festigkeit und ein ausreichendes Mass von Selbstsicherheit ist ihm gleichfalls zu eigen und stützt sich auf sein unerschütterliches Gottvertrauen. Dies zeigt sich besonders in Stunden des ärztlichen Misserfolges, die ihn nicht in Resignation verfallen lassen. Kaltblütigkeit beweist Jung-Stilling anlässlich des geburtshilflichen Konsiliums. Auf ein intuitives Erfassen von Krankheitsbildern, die vielen bedeutenden Ärzten nachgerühmt wird, geht Jung-Stilling in den wenigen von ihm aufgezeichneten Krankheitsgeschichten nicht ein.

Nicht zuletzt ist für einen tüchtigen Arzt und vor allem geschickten Operateur die manuelle Geschicklichkeit von grosser Wichtigkeit. Eine solche, die wesentliche Grundlage für seine spätere segensreiche chirurgische Tätigkeit werden sollte, hat sich Jung-Stilling durch das frühe Erlernen des Schneiderhandwerks in hohem Masse angeeignet. Eigenartigerweise finden wir derartige Reflexionen Jung-Stillings nirgends erwähnt.

So können wir ohne Bedenken aus den Passagen der Lebensgeschichte, die sich mit der ärztlichen Berufsausübung befassen, Jung-Stilling als eine hervorragende und tüchtige Arztpersönlichkeit bezeichnen, die von hohem Verantwortungsgefühl und unermüdlicher Hingabe zum Wohl der Patienten getragen ist.

Nicht alles Medizinische bei Jung-Stilling ist uns heute verständlich, da jede Zeitepoche und jede kulturelle Entwicklungsphase ihre eigene Medizin geformt hat. Daher fällt es oft schwer, die ärztlichen Leistungen der Vergangenheit an denen ihren Zeit zu messen. Übersieht man diese Forderung, so verschiebt sich nicht selten der Messstab und führt zu unterschiedlichen, oder sogar “schiefen” Wertungen historischer Persönlichkeiten. Daher schwankt das Urteil der Nachwelt über Jung-Stilling als Arztpersönlichkeit zwischen überschwenglichem Lob und abwertender Kritik. Hier kann nur in groben Umrissen das Bild als Arzt gezeichnet werden, es möge Anregung geben, selbst den Spuren dieses bedeutenden Mannes nachzugehen.

Dieser kurze Ausflug in die Medizinhistorik anhand der Lebensgeschichte Jung-Stillings – auch wenn diese ihr letztes Geheimnis nicht preisgibt – soll schließlich dazu beitragen, unsere gegenwärtige Erscheinungswelt objektiver, bewußter und besser zu erkennen, um sie auch aus der Sicht des Mediziners in ihrem Verhalten sachlich und ethisch aufmerksam zu beobachten.

 

Literatur

Gerhard Berneaud-Kötz: Kausaltheorien zur Starentstehung vor 250 Jahren. Eine Auswertung der Krankengeschichten und Operationsprotokolle von Johann Heinrich Jung-Stilling. Siegen (Jung-Stilling-Gesellschaft) 1995.

Gerhard Berneaud-Kötz und Horst Pletzer: Neue medizinhistorische Dokumente zum geburtshilflichen Wirken von Jung-Stilling (1740–1817). Siegen (Jung-Stilling-Gesellschaft) 1996.

Johann Heinrich Jung-Stilling: Geschichte meiner Staar Curen und Heylung anderer Augenkrankheiten, hrsg. von Gerhard Berneaud-Kötz. Siegen (Jung-Stilling-Gesellschaft) 1992.

Johann Heinrich Jung-Stilling: Lebensgeschichte. Vollständige Ausgabe, mit Anmerkungen, hrsg. von Gustav Adolf Benrath. Darmstadt (Wissenschaftliche Buchgesellschaft) 1976; 3. Aufl. 1992.

Friedrich Mehlhose: Der gottesfürchtige Jung-Stilling. Ein Pionier der Star-Extraktion. Düsseldorf (Triltsch Verlag) 1983 (Düsseldorfer Arbeiten zur Geschichte der Medizin, hrsg. von Hans Schadewaldt, Beiheft VII).

Gerhard Merk: Jung-Stilling. Ein Umriß seines Lebens. Kreuztal (verlag die wielandschmiede) 1989.

Klaus Pfeifer: Jung-Stilling-Lexikon Medizin. Siegen (Jung-Stilling-Gesellschaft) 1996.

Gerd Propach: Johann Heinrich Jung-Stilling (1740–1817) als Arzt. Köln (Institut für Geschichte der Medizin an der Universität Köln) 1983 (Kölner medizinhistorische Beiträge, Bd. 27).

Rainer Vinke: Jung-Stilling und die Aufklärung. Die polemischen Schriften Johann Heinrich Jung-Stillings gegen Friedrich Nicolai (1775/76). Stuttgart (Franz Steiner Verlag) 1987 (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Bd. 129).

Use three physicians: first, Doctor Quiet; then, Doctor Merryman;
and then, Doctor Diet.

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