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Prof. Dr. Gerhard Merk, Dipl.rer.pol., Dipl.rer.oec.

Abhandlungen über Johann Heinrich Jung-Stilling

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Nachtodliche Belehrungen zu verschiedenen Themen

 

Das Gespenst am Gilberg

Das Gespenst am Gilberg

und dessen Schicksal erklärt gelegentlich einer Begegnung in Stuttgart mit dem lebenserfahrenen, reich begnadeten und bis anhin unvergessenen Herrn

Johann Heinrich Jung-Stilling (1740-1817),

der Weltweisheit und Arzneikunde Doktor, seit 1785 Kurpfälzischer, durch Rechtsübergang ab 1803 Badischer Hofrat, durch Verleihung ab 1808 Grossherzoglich Badischer Geheimer Hofrat,

zu Lebzeiten bis 1803 Professor für ökonomische Wissenschaften sowie Lehrbeauftragter für operative Augenheilkunde an der Medizinischen Fakultät der Universität Marburg/Lahn; davor bis 1787 Professor für angewandte Ökonomik – mit Einschluss der Veterinärmedizin – an der Universität zu Heidelberg und vordem seit 1778 in gleicher Bestellung an der Kameral Hohen Schule zu Kaiserslautern;

weiland Gründungsmitglied der Geschlossenen Lesegesellschaft zu Elberfeld; dort auch seit 1772 Arzt für Allgemeinmedizin, Obstetrik, Ophthalmologie und seit 1775 behördlich bestellter Brunnenarzt sowie Lehrender in Physiologie; der Kurpfälzischen Ökonomischen Gesellschaft in Heidelberg, der Kurfürstlichen Deutschen Gesellschaft in Mannheim, der Gesellschaft des Ackerbaues und der Künste in Kassel, der Königlichen Sozietät der Wissenschaften in Frankfurt/oder, der Leipziger ökonomischen Sozietät sowie auch bis zum 1784 ausgesprochenen Verbot aller Geheimbünde, so auch der Freimaurerei, im kurpfälzisch-bayrischen Herrschaftsgebiet der erlauchten Loge “Karl August zu den drei flammenden Herzen” in Kaiserlautern Mitglied

Dank englischer Hilfe auftragsgemäss niedergeschrieben und später gemeinen Nutzens zu Gut auch ins World Wide Web gestellt, alle Leser dabei beständiger gÖttlicher Obhut wärmstens empfehlend von

Tubrav Immergern

Lichthausen, Grafschaft Leisenburg *

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Markus-Gilde, Siegen 2009

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info@jung-stilling-gesellschaft.de

Spukgestalt zeigt sich bei Tageslicht

Am Gilberg1 rechts der Autobahn
Bis in das Hengsbach-Tal beian2
Bekommt man auch bei Tageslicht
Oft einen Jüngling zu Gesicht.

Die hohlen Augen blicken starr;
Er hustet tief wie bei Katarrh:
Dabei tut sich der ganze Mund
Bestückt mit schwarzen Zähnen kund.

Bekleidet ist er zu zwei Drittel
Mit einem fahlen Leinwand-Kittel;
Er trägt ein Hemd in dunklem Blau;
Die hohen Stiefel sind in Grau.

Er ist von kräftiger Statur,
Die Haare rot, kraus die Frisur.
Bei Regen und bei Sonnenglut
Sieht oft man ihn mit Lederhut.

Nur selten schreitet er auf Wegen.
Sehr häufig sieht man ihn hingegen
Durchstreifen kreuz und quer die Flur,
Als folge er des Wildes Spur.3

 

Herkunft des Gespenstes den Heimatforschern unbekannt

So manche, die es wissen müssten
Befragt, was sie vom Geist dort wüssten,
Vermochten dazu nichts zu sagen:
Kein Mensch erwies sich hier beschlagen.

Es sei ein drückendes Vergehen
Am Gilberg vormals wohl geschehen,
So dass der Mann zur Spukerei
Nach seinem Tod verurteilt sei.

Genaues war nicht zu erfahren;
Auch fand ich nichts in Memoiren.
Die Suche drauf im Bergarchiv
Erfolglos ebenfalls verlief. —

 

Begegnung mit Jung-Stiling in Stuttgart

Zu Stuttgart schritt ich anfangs Mai
Schon früh beim Neuen Schloss vorbei.
Da sah ich deutlich einen Mann,
Der winkte mich zu sich heran.

Verblüfft war ich, wer winkte mich
Zu früher Zeit schon her zu sich.
Ich bin ja GOtt sei Dank kein Schwabe:
Zu Stuttgart drum kaum Freunde habe.

Doch als ich nunmehr sehe hin,
Gewiss ich mir und sicher bin:
Wer schreitet auf mich zu mit Schwung
Ist Hofrat Johann Heinrich Jung!4

“Herr Hofrat5“, sprach ich ihn gleich an,
“Dass ich sie wieder sehen kann,
Ist mir wie immer eine Freude.
Darf ich befragen sie auch heute?” —

“Mein Stillings-Freund:6 Geist Siona7
Just legte mir fürsorglich nah
Dass trete ich in eure Wege,
Weil es euch sehr am Herzen läge,

 

Warum in meiner Heimat Siegen
Ein Jüngling mag nicht Ruhe kriegen,
Den öfters man tagsüber sieht:
Am Gilberg seine Runden zieht.

Der Anlass dafür unterdessen
Ist schon seit langer Zeit vergessen.
Jedoch kann ich euch alles sagen,
Was trug sich zu in jenen Tagen.

 

Jung-Stilling berichtet von dem Schicksal des Spukgeistes am Gilberg

Mein treuer Stillings-Freund: der Geist
Der jetzt noch um den Gilberg kreist
Und dem zu spuken aufgegeben,
Betrieb hier Bergbau einst im Leben.

Zum Gilberg ritt auf seinem Gaul
Er jeden Tag zur Grube Paul8
Von Siegen her bei jedem Wetter
Zusammen meist mit seinem Vetter.

Sie waren beide schön von Wuchse;
Die Väter hatten jeweils Kuxe9
Der Mine hier zum Heilgen Paul;
Er schreib sich Jost, sein Vetter Saul.

Als beide neunzehn Jahre alt,
Verliebten sie sich mit Gewalt
In Bärbel, eine schöne Maid;
Der Vater bergte10 gar nicht weit.

Das Mädchen mochten beide sie:
Doch zeigte die mehr Sympathie
Für Saul, was Jost nicht leiden mochte:
Voll Eifersucht es in ihm kochte.

Als Saul in einem Seitengang
Drei Lachter11 tief nach vorne drang,
Und rührig abbrach das Gestein,
Zog Jost die Strebung12 heimlich ein.

Es brach der Berg; bald war Saul tot;
Er starb – gequetscht – an Atemnot.
Auf Jost fiel keinerlei Verdacht:
Er hatte listig es gemacht.

Zwar war für ihn nun Bärbel frei.
Doch deren Minne brach entzwei.
Sie wollte Saul leblang betrauern
Als Nonne hinter Klostermauern.

Jost ward schrecklich nun zerrissen
Von seinem klagenden Gewissen.
Doch hat er es nicht mehr erreicht,
Sich reinzuwaschen in der Beicht.13

Des Nachts ritt er zum Schachtes-Mund14
Und stürzte dort sich in den Grund.
Er seither kommt von diesem Ort
Bei Tag und Nacht nicht wieder fort.

 

Gesehen wird er nur von wenigen, und die empfinden nicht, dass Jost ein Gespenst ist

Nur manche, die am Gilberg gehen,
Vermögen Jost als Geist zu sehen.
Denn das erheischt spezielle Sicht,
An der den meisten es gebricht.

Die wenigen, die ihn erkannt,
Die hielten ihn für amüsant:
Für irgend einen Sonderling,
Der wohl an alter Kleidung hing.

Der langen rede kurzer Sinn:
Wohl niemand schaut besonders hin;
Drum selten nur sich Jost erweist
Aus seiner Kleidung drum als Geist.

 

Jung-Stilling zeigt sich über dien Kleidungsstil heutzutage schockiert und empört

Es laufen viele heut herum
Bekleidet wie zum Gaudium;
Wenn ich jetzt gleich durch Stuttgart gehe,
Ganz sicher ich auch solche sehe.

Dabei ist es mir weh und leid,
Wenn sehe ich, wie jetzt zur Zeit
So viele jämmerlich gekleidet:
Wie Ramsch und Plunder sind verbreitet.

Mein lieber Stillingsfreund: ein Dress
Muss sich erweisen sachgemäss:
Penibel passend zur Person.
Sonst zeigt sich hier ein falscher Ton.15

Doch heut selbst Pfarrer, Professoren,
Politiker und Direktoren
Gekleidet kommen oft daher
Wie sie es nennen ‘ganz leger’;

In Wirklichkeit doch gar nicht passend
Und jede Sorgfalt unterlassend;
Oft auch, um bloss sich anzubiedern:
Der Masse stumpf sich einzugliedern.

Seh Weibsen ich mit dickem Po –
Für Männer gilt dies ebenso –
In engen Jeans jetzt ziehn daher,
So halte ich das für vulgär.

Noch schlimmer ist, wenn alte Leute
Sich anziehn massenhaft ja heute
Wie Junge: dadurch machen sich
Doch albern, töricht, lächerlich.” —

 

Darf die Kleidermode der Zeit denn nicht alle umgreifen?

“Herr Hofrat”, ich ihn unterbrach,
“Auch ich empfinde es als Schmach,
Wenn wohlbeleibte alte Leute
In Jeans sich präsentieren heute,

Und sich dabei dann alleweil
Herauswölbt plump ihr Hinterteil.
Gewiss ist solches höchst abscheulich:
Ja peinlich, widerwärtig, greulich.

Doch sehe ich es gar nicht ein,
Warum verpönt es sollte sein,
Dass auch betagte, alte Leute,
Sich kleiden nach der Mode heute?

Als sie noch Schneider dazumal,
Zog an man sich nur fahl und schal.
Wer über fünfzig Jahre alt,
Trug Kleidung öde, trist und kalt.

Es lag auch an der Kleidung nämlich,
Dass ihre Zeit so grau und grämlich.
Heut weiss man: Farben stimmen froh:
Erzeugen Hoffnung ebenso.

So ist es auch in der Natur:
Wenn sich im Frühling alle Flur
In Farben zeigt, es grünt und blüht,
Erhebt sich froh auch das Gemüt.

Jedoch, Herr Hofrat, nun zum Geist,
Der seelenwund am Gilberg kreist.
Was könnte man für ihn denn tun,
Damit er endlich auch mag ruhn?” –

 

Hilfe für den spukenden Jost am Gilberg

“Herr Tubrav: es sei mir erlaubt,
Zu dem. was ihr von Farben glaubt,
Zuvor noch etwas kurz zu sagen:
Mag dies euch wohl auch nicht behagen!

Wenn Farben machen lebensfroh
Aus sich heraus, nur einfach so:
Warum dann zeigen jetzt zur Zeit
Gesichter so viel Grämlichkeit?

Freund Lavater, der Fachmann hier,16
Versicherte sehr glaubhaft mir:
Gesichter waren kaum zuvor
Bestückt so wenig mit Humor;

Dass vielmehr Trübsinn, Missgunst, Neid,
Gedrücktsein und Verbissenheit
Das Antlitz prägen heutzutag
Bei diesem ‘frohen’ Menschenschlag. —

Doch jetzt zu Jost: allein Gebet,
Das Freispruch von der Tat erfleht,
Vermag hier etwas zu erreichen:
Bewegt den Quälgeist zum Entweichen.

Denn jeder kann für jeden beten,
Ganz gleich, ob tot er, noch im Leben.
Gemeinschaft bilden die Getauften,
Durch JEsu Leid und Tod Erkauften.18

 

Allein, Herr Tubrav, ich weiss nicht,
Wann dieser Sündenfluch zerbricht,
Den Jost sich selber zugezogen
Und der ihn ganz hat aufgesogen.

Fest steht nur eins: dass durch Gebet
Zum eignen Ich der Geist gerät,
Und jeder, der des Jost wird sichtig,
Zum Beten für ihn wird auch pflichtig.

Denkt stets daran, dass ein Gebet
Vor GOttes Angesicht gerät.
Geschenkt wird jedem Beter immer,
Was ohne Beten ihm wird nimmer.18

 

Jung-Stilling bittet um das Gebet für das Gespenst

Nun habe viel ich euch gesagt,
Zu dem, wonach ihr mich gefragt.
Gewiss ist alles auch erklärt,
Was zu erfahren ihr begehrt

Vom Geist, der dort am Gilberg schreitet
Und zeigt sich nach der Art gekleidet
Wie ehedem die Leute hier
Im Siegerländer Bergrevier.

Ich bitte euch um das Gebet,
Das Ruhe, Glück und Segen fleht
Auf den beklagenswerten Jost:
Es sei ihm Hoffnung, Licht=Blick, Trost.

 

Auch das Siegerland sieht Jung-Stilling heute dringend des Gebets bedürftig.

Auch betet für das Siegerland,
Wo einstens meine Wiege stand,
Dass alle Menschen folgen gern
Dem Willen unsres lieben HErrn.

Zu viele sind im Siegerland
Doch leider nur in Dunst verrannt:
In Habsucht, Gier und Wucherei,
Ergötzlichkeit und Tanzerei;

In Müssiggang und Tabak-Sucht
Auch Schwatzhang und Getratsch verrucht,
In Lust nach Bier und Alkohol
Nebst Huren-Schriften bass frivol;

In Sinnes-Taumel, Schwelgerei
Gefrässigkeit und Tafelei,
In Spieltrieb, Flippern, Lotterie,
Athleten-Kult, Astrologie;

In Nerven-Kitzel, Fernseh-Koller
Und einen Wahn noch grauenvoller:
Motor-Manie bei jung und alt!
Der treibt die Leute mit Gewalt

Von einem zu dem anderen Ort:
Bloss keine Stille: immerfort
Auf Rädern, auf der Autobahn
Gar über See und Ozean,

Um etwas ‘Neues’ zu erleben
Doch GOttes Anruf zu entschweben.
Ich habe neulich dazu ja
Geboten mancherlei schon da.19

 

Jung-Stilling verabschiedet sich

Doch nun muss ich von dannen gehen,
Nach einem Augenkranken sehen,
Der wohnt in Stuttgarts Norden draussen
Schon beinahe in Zuffenhausen.20

Euch wünsch ich eine gute Zeit:
Dass alles fruchtbar auch gedeiht,
Was heut in Stuttgart ihr fangt an:
Zum bestem Ende kommt alsdann.” —

Mit einmal war Jung-Stilling weg:
Wo er noch stand, war leer der Fleck.
Wohl fiel danach noch mehrmals ein,
Auf diesen Ort ein fahler Schein,

Wie er sich zeigt, wenn voller Mond
Nachts über glattem Wasser thront,
Auch wie er silbern reflektiert
Auf Wiesen, noch vom Schnee geziert.

 

Text der Unterredung wird durch Engel Siona überreicht

Am Abend im Hotel sodann,
Sprach mich sofort der Portier an:
Ein Herr, sehr vornehm, fein und schick,
Gab ab für mich ein blaues Stick.

Mir war natürlich sofort klar,
Wer dieser noble Bote war:
Jung-Stillings Engel Siona,
Der bot mir seine Hilfe da!

Mein Laptop hatte ich dabei;
Ich gab den Stick zum Speichern frei.
Was kam auf meinen Bildschirm dort,
Entspricht dem Text hier Wort für Wort.

Die Woche drauf stellt ich daheim,
Den Text ins World Wide Net dann ein,
Dass sich vorab die Stillings-Treuen
An diesen Zeilen recht erfreuen.

Doch sei die Botschaft jedermann,
Den spricht Geheimnisvolles an,
Und der erkennt den Sinn und Kern,
Gereicht von Tubrav Immergern.

 

Statt gebührenden Dankes löst die Botschaft bei vielen Abweisung und das schon bekannte Lästergespei aus

Doch ach! Wie ist die Welt verrückt!
Man sagt nicht Dank, ist nicht beglückt,
Dass Stillings Botschaft wird verbreitet:
Dem Wahren so der Weg bereitet.

Oh nein! Sie schreien: “Spiritismus,
Gespenster-Wahnsinn, Okkultismus,
Verzauberung, Nekromantie:
Beschwörung Toter, Blasphemie;

Verruchte Wortverdreherei,
Dämonenhafte Zauberei,
Geheimnisvolle Kabbalistik,
Gefälschte, gleisnerische Mystik;

Groteske Phantasmagorie,
Verworrene Theologie;
Chimäre, Aberwitz: ein Schmarren,
Ersonnen wohl von einem Narren;

Geschäker, Blödsinn, Unfug, Possen,
Aus einem wirren Kopf entflossen;
Betörung, Blendwerk, Künstelei
Verpackt in glatte Reimerei;

Verdummung, Scharlatanerie,
Ergüsse kranker Phantasie,
Geflunker, Machwerk, Schwindel, Lug,
Geschwätz, Geplapper, Bluff und Trug;

Absurdes, närrisches Gedudel,
Gebräu aus höllischem Gesudel;
Ein Zeugnis von Besessenheit,
Verhexung und Verlogenheit;

Abscheuliche Provokation:
Der Hölle Manifestation;
Herr Tubrav ist ein Hexerisch:
Verbreitet teuflisches Gezisch!

Am besten ist, man wirft ins Feuer,
Was dichtet dieses Ungeheuer;
Dann schwindet dieser graue Dunst,
Erzeugt von ihm durch Satanskunst!”

Ihr Lieben: packt euch an der Nase:
Entbindet euch von Zorn-Gerase
Denkt ihr doch einmal nüchtern nach
Zu allem, was hier Stilling sprach.

Es wird dann Einsicht euch zuteil,
Die wesentlich für euer Heil. –
Dass näher kommt ihr stets dem HErrn
Das wünscht euch Tubrav Immergern,

Der alle grüsst im Lande draussen
Aus Leisenburg, dem Ort Lichthausen
Und freut sich, euch verklärt zu sehen,
Wenn wir vor GOttes Antlitz stehen.

 

Anmerkungen, Hinweise und Quellen

* Grafschaft Leisenburg = bei Jung-Stilling das ehemalige Fürstentum Nassau-Siegen (mit der Hauptstadt Siegen); –  durch Erbfolge ab 1743 Teil der Nassau-Oranischen Lande (mit Regierungssitz in Dillenburg, heute Stadt im Bundesland Hessen); –  im Zuge der territorialen Neuordnung Deutschlands durch den Wiener Kongress ab 1815 Bezirk in der preussischen Provinz Westfalen (mit der Provinzhauptstadt Münster); –  nach dem Zweiten Weltkrieg von 1946 an bis heute Bestandteil des Kreises Siegen-Wittgenstein im Regierungsbezirk Arnsberg des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen in der Bundesrepublik Deutschland (mit der Landeshauptstadt Düsseldorf).

Siehe Karl Friedrich Schenck: Statistik des vormaligen Fürstenthums Siegen. Siegen (Vorländer) 1820, Reprint Kreuztal (verlag die wielandschmiede) 1981 sowie Theodor Kraus: Das Siegerland. Ein Industriegebiet im Rheinischen Schiefergebirge, 2. Aufl. Bad Godesberg (Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung) 1969 (Standardwerk mit vielen Karten, Übersichten und Rückblenden auf den Entwicklungsverlauf; leider auch in der Zweitauflage ohne Register), siehe auch Anmerkung 12 in Bezug auf weitere Literatur.

Lichthausen = bei Jung-Stilling die ehemalige selbständige, durch den Bergbau geprägte Gemeinde Littfeld im vormaligen Fürstentum Nassau-Siegen; seit 1. Januar 1969 Teil der Stadt Kreuztal im Kreis Siegen-Wittgenstein. Durchflossen wird der Ort von der rund 13 Kilometer langen Littfe, einem wasserreichen Zufluss in den rund 24 Kilometer langen Ferndorfbach, der seinerseits ein rechten Nebenfluss der Sieg ist und im Zentrum von Siegen-Weidenau in die Sieg mündet. – Der Name Littfeld leitet sich ab aus dem keltischen Wort “Let” für “Lehm”. Die in vielen Gewässernamen der Gegend vorzufindende Endsilbe “-phe” ist die sprachlich abgeschliffene Form von “apha“ = der Bach.

Aus Littfeld kam die Mutter Johanna Dorothea Fischer (1717-1742) von Jung-Stilling; dort wirkte auch sein Patenonkel Johann Heinrich Jung. – Siehe zu diesem Industrie-Pionier Gerhard Merk: Oberbergmeister Johann Heinrich Jung (1711-1786). Ein Lebensbild. Kreuztal (verlag die wielandschmiede) 1989 und die dort (S. 157 ff. ) angegebene Literatur

Im wirtschaftsgeschichtlich in vieler Hinsicht bemerkenswerten Siegerland ist der hochintelligente und vielseitig begabte Jung-Stilling (siehe Anmerkung 4) geboren, herangewachsen und dort hat auch seine ersten beruflichen Erfahrungen als Köhlergehilfe, Schneider, Knopfmacher, Vermessungs-Assistent, Landarbeiter, Dorfschulmeister und Privatlehrer gesammelt.

1 Gilberg = Anhöhe südöstlich der Stadt Siegen, in Siegen-Eiserfeld: ein uraltes Bergbaugebiet. Der Abbau von Mineralien wurde am 1. Juli 1925 eingestellt. Für das Jahr 1889 ist die Zahl der dort arbeitenden Beschäftigten mit 289 angegeben; der Abbau mit Druckluft wurde bereits 1892 eingeführt. Die teilweise nicht verfüllten Schächte führten schon mehrmals zu Tagesbrüchen. Neben Eisenerz wurden am Gilberg auch seltene Mineralien wie Dickit, Pyrargyrit, Bornit, Brochantit, Chalkoalumit, Langit, Cuprit abgebaut.

Es befinden sich heute am Gilberg zahlreiche versteckte Halden und Bingen, nämlich durch den Einsturz alter Grubenbaue entstandene, in der Regel trichterförmige Vertiefungen. Zum Teil ist das Gelände heute mit Wohnhäusern überbaut. – Siehe Hans D. Gleichmann: Zwischen “Alter Flußberg” und “Thalsbach”. Zahlreiche alte Gruben förderten am Gilberg, in: Horst G. Koch (Hrsg.): Eiserfeld im grünen Kranz der Berge. Siegen (Koch) 1962, S. 27 ff. (mit Abbildungen) sowie Heinrich Amos: Über 60 Jahre geschlossen. Die Grube Gilberg, in: Siegerländer Heimatblatt, Bd. 32 (1983), Heft 1, S. 3 f.

2 “Der Hengstberg und Gilberg, zwei aus diesem Gebirge besonders hervorragende Berge, machen mit diesem ein Ganzes aus. Allein die an ihnen sich herunterziehenden Schuchten oder Dellen machen eine Art Abschnitt, bilden sie zu Gebirgsköpfen, die in der Gegend weit und breit gesehen werden”, schreibt Johann Philipp Becher: Mineralogische Beschreibung der Oranien-Nassauischen Lande nebst einer Geschichte des Siegenschen Hütten- und Hammerwesens, 2. Aufl. Dillenburg (Seel-Weidenbach( 1902, S. 212.

3 Siehe zur Natur solcher Gestalten Johann Heinrich Jung-Stilling: Theorie der Geister=Kunde, in einer Natur= Vernunft= und Bibelmäsigen (so!) Beantwortung der Frage: Was von Ahnungen, Gesichten und Geistererscheinungen geglaubt und nicht geglaubt werden müße (so: mit Eszett). Nürnberg (Raw’sche Buchhandlung) 1808 (Reprint Leipzig 1987), S. 220 ff., S. 345 f. , S. 373.

Die “Theorie der Geister=Kunde” erschien bis heute in zahlreichen Neuausgaben und Übersetzungen ins Englische, Niederländische, Schwedische und Französische. Siehe diese aufgezählt bei Klaus Pfeifer: Jung-Stilling-Bibliographie. Siegen (J. G. Herder-Bibliothek) 1993 (Schriften der J. G. Herder-Bibliothek Siegerland, Bd. 28).

Gegen dieses Werk von Jung-Stilling wurden zahlreiche Schriften veröffentlicht. Siehe Johann Heinrich Jung-Stilling: Geister, Gespenster und Hades. Wahre und falsche Ansichten, hrsg. von Gerhard Merk. Siegen (Jung-Stilling-Gesellschaft) 1993 (Jung-Stilling-Studien, Bd. 1.) Dort auch Titelblatt-Kopien einiger entsprechender Veröffentlichungen.

4 Hofrat Johann Heinrich Jung-Stilling (1740–1817), der Weltweisheit und Arzneikunde Doktor. – Siehe zu seinem irdischen Lebenslauf kurz zusammenfassend Franz Götting in: Nassauische Lebensbilder, Bd. 4. Wiesbaden 1950, S. 75 ff. Eine Nachzeichnung seines irdischen Lebensweges in erweitertem Umfang findet sich bei Gerhard Merk: Jung-Stilling. Ein Umriß seines Lebens. Kreuztal (verlag die wielandschmiede) 1989 (mit Abb. und Registern). Mehr die innere Entwicklung von Jung-Stilling schildert Otto W. Hahn: “Selig sind, die das Heimweh haben”. Johann Heinrich Jung-Stilling: Patriarch der Erweckung. Giessen, Basel (Brunnen) 1999 (Geistliche Klassiker, Bd. 4).

Jung-Stilling weilte lebzeitig mehrmals in Stuttgart; siehe Johann Heinrich Jung-Stilling: Lebensgeschichte. Vollständige Ausgabe, mit Anmerkungen hrsg. von Gustav Adolf Benrath, 3. Aufl. Darmstadt (Wissenschaftliche Buchgesellschaft) 1992, S. 539 f. (im Frühjahr 1801 reisen Freunde aus Stuttgart Jung-Stilling und seiner Frau, von Heilbronn kommend, bis Ludwigsburg entgegen; er trifft dort viele zu seiner Zeit bekannte Bürger der Stadt); S. 581, (im Oktober 1802: Jung-Stilling behandelt bei dieser Gelegenheit auch Augenkranke), S. 587.

5 Jung-Stilling erhielt als Professor für ökonomische Wissenschaften an der Universität Heidelberg durch Erlass seines Landesherrn, des Kurfürsten Karl Theodor von Pfalz-Bayern (1724/1742-1799) vom 31. März 1785 die Ernennung zum “Kurpfälzischen Hofrat”; siehe Johann Heinrich Jung-Stilling: Lebensgeschichte (Anmerkung 4), S. 427.

Jung-Stilling hatte dem Wittelsbacher Kurfürsten 1772 seine an der Universität Strassburg eingereichte medizinische Doktorarbeit gewidmet und dem Widmungsträger Ende März 1772 persönlich im Kurfürstlichen Residenz-Schloss zu Mannheim überreicht. Die Dissertation trägt die Aufschrift “SPECIMEN DE HISTORIA MARTIS NASSOVICO-SIEGENENSIS”; sie beschäftigt sich mit der Geschichte des Eisenerzeugung im Fürstentum Nassau-Siegen. – Mars = hier: FERRUM, QUIA ROMANIS OLIM FERREUS MARS FUIT; siehe zur älteren Metall-Lehre übersichtlich, in drei Thesen geordnet Anton Lütgens: METALLORUM NATURAM ET DIFFERENTIAS EXPLICANS DISSERTATIO PHYSICA. Kiel (Barthold Reuther) 1707. – Alle Naturwissenschaften und so auch die historische Metallurgie waren um diese Zeit noch bei der Medizinischen Fakultät einer Universität angesiedelt. Eigene Technische Hochschulen entstanden, zunächst unter der Bezeichnung “Polytechnikum,” erst später; so in Prag 1803 und in Karlsruhe 1825.

Das mit dem Hofrats-Titel verbundene gesellschaftliche Ansehen war zu jener Zeit beträchtlich. Es gewährte dem Träger mancherlei Vergünstigungen, so auch (was Jung-Stilling als reisenden Augenarzt insonders zum Vorteil gereichte) an Wegschranken, Posten, Schildwachen, Stadttoren, Fähren, Übergängen, Brücken sowie an den zu jener Zeit auch innerlands zahlreichen an Schlagbäumen mit ihren Post-, Maut- und Grenzstationen.

Der Friedensvertrag von Campo Formio (7 Kilometer südwestlich von Udine in Venetien) vom 17. Oktober 1797 zwischen Napoléon und Kaiser Franz II. bestimmte in Artikel 20 den Rhein als die dauernde Staatsgrenze zwischen Frankreich und Deutschland. Dies wurde im Frieden von Lunéville (südöstlich von Nanzig [französisch: Nancy] gelegen; ehemalige Residenz der Herzöge von Lothringen) am 9. Februar 1801 bestätigt.

In Artikel 6 heisst es im einzelnen genauer: “S. M. l’Empereur et Roi (nämlich Franz II, der letzte Kaiser des alten Reichs; er legte nach Bildung des Rheinbundes am 6. August 1808 die deutsche Kaiserkrone nieder), tant en Son nom qu’en celui de l’Empire Germanique, consent à ce que la République française possède désormais (= von nun an) en toute souveraineté et propriété, les pays et domaines situés à la rive gauche du Rhin, … le Thalweg du Rhin (= die Schiffahrts-Rinne) soit désormais la limite entre la République française et l’Empire Germanique, savoir (= und zwar) depuis l’endroit (= von der Stelle an) où le Rhin quitte le territoire helvétique, jusqu’à celui où il entre dans le territoire batave.”

Eine ausserordentliche Reichsdeputation, eingesetzt am 7. November 1801, beriet daraufhin zu Regensburg (seit 1663 der Tagungsort des Immerwährenden Reichstags) über die Entschädigung an deutsche Fürsten, die (links der neuen Staatsgrenze zu Frankreich gelegene) Gebiete an Frankreich abtreten mussten.

Durch besondere günstige Umstände (verwandtschaftliche Beziehungen zu Frankreich traten später hinzu: sein Enkel und Thronfolger Karl [1786/1811–1818] heiratete zu Paris am 6./7. April 1806 Stéphanie de Beauharnais [1789–1860], die 17jährige Adoptivtochter von Napoléon Bonaparte) vergrösserte Karl Friedrich von Baden (1728/1746–1811) bei dieser Gelegenheit sein Gebiet um mehr das Vierfache; die Bevölkerung stieg von ungefähr 175 000 auf fast 1 Million Bewohner. Die pfälzische Kurwürde ging auf ihn über; Karl Friedrich wurde damit 1803 vom Markgrafen zum Kurfürsten erhoben. – Wenig später rückte er durch den Rheinbundvertrag vom 12. Juli 1806 nach Artikel 5 gar zum Grossherzog mit dem Titel “Königliche Hoheit” auf.

Mit dem Besitzwechsel der rechtsrheinischen Gebiete der Kurpfalz (so auch der alten Residenz- und Universitätsstadt Heidelberg, der neuen [seit 1720] Residenzstadt Mannheim [mit dem grössten Barockschloss in Deutschland] und der Sommerresidenz Schwetzingen [mit dem kurfürstlichen Lustschloss samt 76 Hektar grossen Schlossgarten, Moschee, Badehaus und Theater]) an das Haus Baden durch den Regensburger Reichsdeputations-Hauptschluss vom 25. Februar 1803 wurde gemäss § 59, Abs. 1 (“Unabgekürzter lebenslänglicher Fortgenuß des bisherigen Rangs”) der “kurpfälzische” Hofrat DE JURE PUBLICO automatisch nunmehr zum “badischen” Hofrat.

Im April des Jahres 1808 wird Jung-Stilling dann als Berater des Grossherzogs Karl Friedrich in Karlsruhe (“ohne mein Suchen”, wie er selbst hervorhebt) zum “Geheimen Hofrat in Geistlichen Sachen” ernannt; siehe Johann Heinrich Jung-Stilling: Briefe. Ausgewählt und hrsg. von Gerhard Schwinge. Giessen, Basel (Brunnen Verlag) 2002, S. 404 (Anm. 10).

Beim Eintritt von Jung-Stilling in den Himmel kommt ihm Karl Friedrich von Baden freudig entgegen und heisst ihn in der Seligkeit als Bruder herzlich willkommen. – Siehe hierzu und überhaupt zum Übergang von Jung-Stilling in das Jenseits des näheren (unbekannte Verfasserin): Sieg des Getreuen. Eine Blüthe hingeweht auf das ferne Grab meines unvergesslichen väterlichen Freundes Jung=Stilling. Nürnberg (Raw’sche Buchhandlung) 1820, S. 27.

Jung-Stilling stand nach seinem selbstgewählten Abschied von der Universität Marburg ab 1803 im Dienst des Hauses Baden. – Siehe hierzu Gerhard Schwinge: Jung-Stilling am Hofe Karl Friedrichs in Karlsruhe, in: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins, Bd. 135 (1987), S. 183 ff., Gerhard Schwinge: Jung-Stilling als Erbauungsschriftsteller der Erweckung. Eine literatur- und frömmigkeitsgeschichtliche Untersuchung seiner periodischen Schriften 1795-1816 und ihres Umfelds. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht) 1994, S. 219 ff. (Arbeiten zur Geschichte des Pietismus, Bd. 32) sowie zum Verhältnis zwischen beiden Persönlichkeiten auch Max Geiger: Aufklärung und Erweckung. Beiträge zur Erforschung Johann Heinrich Jung-Stillings und der Erweckungstheologie. Zürich (EVZ-Verlag) 1963, S. 237 ff. (Basler Studien zur Historischen und Systematischen Theologie, Bd. 1).

6 Stillings-Freund meint –  Gönner, Förderer, später –  Verehrer und Anhänger (“Fan”: dieses heute gebräuchliche Wort vom lateinischen FANATICUS = begeistert, entzückt) oder auch nur –  wohlwollender Leser der Schriften von Jung-Stilling. Der Ausdruck stammt von Jung-Stilling selbst. – Siehe Johann Heinrich Jung-Stilling: Lebensgeschichte (Anmerkung 4), S. 213, S. 441, S. 513, S. 536, S. 566. – Auf der anderen Seite gibt es aber auch  “Stillings-Feinde”, siehe ebendort, S. 316.

7 Schutzengel von Johann Heinrich Jung-Stilling. Er zeigte sich diesem zu dessen irdischer Zeit, nahm ihn von dort ins Jenseits mit und schrieb auch für ihn. – Siehe Heinrich Jung-Stilling: Szenen aus dem Geisterreich, 8. Aufl. Bietigheim (Rohm) 1999, S. 220 ff. (S. 279: “Siona hat mir Lavaters Verklärung in die Feder diktiert”).

Der Name Siona bedeutet letztlich “die Himmlische”; siehe die genauere, weitläufige Erklärung dieses Namens bei Philipp Paul Merz: THESAURI BIBLICI PARS SECUNDA, NEMPE ONOMASTICON BIBLICUM SEU INDEX AC DICTIONARIUM HISTORICO-ETYMOLOGICUM. Augsburg (Veith) 1738, S. 1161 ff. (ein bis heute kaum übertroffenes Standardwerk, das viele Nachdrucke und Übersetzungen erfuhr) oder auch bei Petrus Ravanellus: BIBLIOTHECA SACRA, SEU THESAURUS SCRIPTURAE CANONICAE AMPLISSIMUS, Bd. 2. Genf (Chouët) 1650, S. 627 (ein gleichfalls bewährtes und häufig nachgedrucktes Werk); und Jung-Stilling fasst den Engel als weiblich auf.

Er spricht Siona an als –  “unaussprechlich erhabene Tochter der Ewigkeit” (Szenen aus dem Geisterreich, S. 219), –  “göttliche Freundin” (ebenda, S. 223), dankt der –  “erhabenen Dolmetscherin” (ebenda, S. 241), die ihm –  als Engel – oft ungesehen – “immer liebvoll zur Seite ist” (Johann Heinrich Jung-Stilling: Chrysäon oder das goldene Zeitalter in vier Gesängen. Nürnberg [Raw’sche Buchhandlung] 1818, 1. Gesang, Versabschnitt 3), –  den Gedankengang leitet (Szenen aus dem Geisterreich, S. 282), aber –  auch vom Jenseits berichtet (Szenen aus dem Geisterreich, S. 308) und –  Jung-Stilling (der im Chrysäon Selmar heisst) auf einer “Himmels-Leiter” zum Sehen führt (Chrysäon, Prolog, Versabschnitt 2; siehe auch Versabschnitt 8) sowie –  zu seiner verstorbenen Tochter Elisabeth (Lisette, 1786–1802) und zu deren Mutter (Jung-Stillings zweiter Ehefrau Selma von St. George, 1760–1790) geleitet (Chrysäon, 4. Gesang, Versabschnitt 2 ff.), –  ihn aber auch von himmlischen Höhen “in müdes Weltgewühle” zurückbringt (Chrysäon, 3. Gesang, Versabschnitt 87).

Siehe zum Verständnis der Engel im religiösen Denken von Jung-Stilling auch Gerhard Merk (Hrsg.): Jung-Stilling-Lexikon Religion. Kreuztal (verlag die wielandschmiede) 1988, S. XX f., S. 30 ff. sowie Gotthold Untermschloß: Vom Handeln im Diesseits und von Wesen im Jenseits. Johann Heinrich Jung-Stilling gibt Antwort. Siegen (Jung-Stilling-Gesellschaft) 1995, S. 16 ff. – Grundsätzliches siehe bei Paola Giovetti: Engel, die unsichtbaren Helfer der Menschen, 8. Aufl. Kreuzlingen, München (Hugendubel) 2003 sowie die Downloads bei der Adresse <http://www.himmelsboten.de>

8 Grube Sankt Paul = “die 1583 in einer reichlichen Kupfererz-Förderung war, deren Erze man auf der Struhhütte im Grund Seel- und Burbach schmolz”, schreibt Johann Philipp Becher (Anmerkung 2), S. 212 unten.

9 Kux = Anteil an einem Bergwerk. – In der Regel waren im Siegerland auf eine Grube 312 Kuxe ausgegeben; siehe Johann Philipp Becher (Anmerkung 2), S. 245 f.

10 bergen = den Minenbau betreiben, “ein gäng und geber Ausdruck im Siegenschen, der Grubenbau oder Bergwerksbetrieb bedeutet”, schreibt Johann Philipp Becher (Anmerkung 2), S. 218. – “BERGEN, PRAET. bergte, METALLA EXERCERE, COLERE: viel leute bawen im silberwerk und hoffen viel guts erwerben und reich werden, indem schlecht es um, und berget, das er im thal nichts behelt und musz mit schaden und schanden ablassen” liest man als Zitat von Gregorius Agricola (1494–1555) bei Jacob Grimm und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Bd. 1. Leipzig (Hirzel) 1854, Sp. 1507.

11 Lachter = altes Mass im Bergwesen auch im Siegerland vor der Metrifikation (die ab dem Jahr 1872 im Bergbauch des Deutschen Reiches vorgeschrieben wurde). 1 Lachter = 2,0924 Meter. 1 Quadratlachter = 4,3780 Quadratmeter. 1 Fuss = 0,31385 Meter.

12 Strebung = Strebpfeiler, Stempel: Stützen zur Ableitung des Gesteinsdrucks in den Minengängen; zu jener Zeit zumeist aus gebeizten Eichenstämmen.

13 Beicht = In der alten Kirche das persönliche, reumütige Sündenbekenntnis vor einem Priester, der daraufhin unbedingt oder unter auferlegten Bedingungen (Busse) die Lossprechung (auch Absolution genannt) erteilte. In der römisch-katholischen Kirche zählt die Beichte (das Bussakrament), ebenso wie in der orthodoxen Kirche, zu einem der sieben Sakramente. – Seit spätestens der Mitte des letzten Jahrhunderts wurde die Ohrenbeichte von den katholischen Gläubigen immer weniger angenommen und deswegen von Seelsorgen vielfach durch Buss-Andachten ersetzt.

Siehe zur reichhaltigen Literatur Josef Bommer: Befreiung von Schuld. Gedanken zu einer neuen Buß- und Beichtpraxis. Zürich (Benziger) 1976, Rupert M. Scheule: Beichte und Selbstreflexion. Eine Sozialgesichte katholischer Bußpraxis im 20. Jahrhundert. Frankfurt, New York (Campus) 2002 (Campus: Forschung, Bd. 843) ausführlichem Literatur-Verzeichnis, (S. 351 ff.), allerdings teilweise in aufgeblasener, pseudowissenschaftlicher Sprache geschrieben, und zur Geschichte der Beichte Karl-Josef Klär: Das kirchliche Bußinstitut von den Anfängen bis zum Konzil von Trient. Frankfurt (Lang) 1991 (Europäische Hochschulschriften : Reihe 23, Theologie Bd. 413) mit Literatur-Verzeich¬nis. – Vgl. auch Thomas Böttrich: Schuld bekennen – Versöhnung feiern, Die Beichte im lutherischen Gottesdienst. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht) 2008 (Arbeiten zur Pastoraltheologie, Liturgik und Hymnologie, Bd. 46) mit Literatur-Verzeichnis (S. 263 ff.) zur Geschichte der Beichte im Luthertum. – Vgl. auch sehr kritisch zur Beichte Karl Weiß: Beichtgebot und Beichtmoral der römisch-katholischen Kirche. Mit Auszügen aus den von den kirchlichen Obern approbierten Lehrbüchern der Moraltheologie…St. Gallen (Wiser & Frey) 1901.

14 Mund = obere Öffnung (Einstieg) eines Schachtes.

15 Als gelernter Schneider, mehrere Jahre in diesem Beruf tätig und bis zu seinem Lebensende seine Garderobe selbst besorgend, legte Jung-Stilling auf passende Bekleidung immer sehr grossen Wert. Er schildert in seinen Romanen auch überaus eindrucksvoll Charakter und Gesinnung eines Menschen anhand seiner Kleidung. – Siehe hierzu mehr bei Hans Grellmann. Die Technik der empfindsamen Erziehungsromane Jung-Stillings. Ein Beitrag zur Empfindsamkeit und Aufklärung. Neu hrsg. von Erich Mertens. Kreuztal (verlag die wielandschmiede) 1993, S. 90 ff.

16 Jung-Stilling war mit Johann Caspar Lavater (1741-1801) in Zürich befreundet. Dieser beschäftigte sich unter anderem mit der Physiognomik. Als Teilgebiet der Ausdruckspsychologie erforscht diese Zusammenhänge zwischen dem Gesichtsausdruck eines Menschen und seinen Charaktereigenschaften.

Siehe hierzu mehr bei Fritz Aerni: Physiognomik – Ein Aufbruch. Geschichte der Physiognomik. Bd. 1: Die Bedeutung der Physiognomik für die Entwicklung der Humanität, Kultur und Wissenschaft von der Antike bis zu Johann Caspar Lavater. Zürich (Carl-Huter-Verlag) 2008 und die dort reichlich angegebene Literatur (auch zum Beitrag von Lavater zur Physiognomik) sowie direkt auch in moderner Ausgabe Johann Caspar Lavater: Physiognomische Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe, bearb. und hrsg. von Fritz Aerni. Waldshut–Tiengen (Aerni Verlag) 1996. – Vgl. auch die Download-Datei über eine nachtodliche Begegnung in neuester Zeit mit Lavater in Zürich bei dem URL <http://www.uni-siegen.de/fb5/merk/stilling/downloads>

17 Jung-Stilling bezieht sich hier auf den Glaubenssatz der “Gemeinschaft der Heiligen,” die in der christlichen Kirche im Apostolischen Glaubensbekenntnis enthalten ist bzw. auf die Darbringung der Gebete vor GOtt gemäss Offb 5, 8; 8, 3 ff.

Indem die Heilige Schrift die Kirche als den (mystischen) Leib CHristi bezeichnet (1. Kor 12, 13; Röm 12, 5), so lehrt sie damit zugleich, dass alle Glieder derselben, wie –  mit dem Haupte CHristus, so auch –  miteinander durch das gleiche übernatürliche Gnadenleben auf das innigste verbunden sind, siehe 1. Kor 12, 27.

Diese zweifache übernatürliche Lebensverbindung wird auch durch die jenseitige Vollendung der Auserwählten nicht aufgehoben, sondern vervollkommnet und verewigt. Die übernatürliche Lebensgemeinschaft, welche hiernach die Glieder der Kirche als solche miteinander verbindet, wird in den Glaubensbekenntnissen “Gemeinschaft der Heiligen” genannt, nämlich aller in CHristo Erlösten.

Diese umfasst demnach ebenso wohl –  die Glieder der streitenden Kirche hier auf Erden, –  der triumphierenden Kirche im Jenseits, nämlich die zur Anschauung GOttes gekommenen Geister und Menschen und –  der leidenden Kirche im Reinigungsort (im Hades; siehe dazu Jung-Stilling-Lexikon Religion [Anmerkung 7], S. 67 f.). – Das höchste wirkende Prinzip dieser Lebensgemeinschaft ist der HEilige GEist, die nächste Ursache derselben die heiligmachende Gnade und die Liebe GOttes.

Die “Gemeinschaft der Heiligen” ist ihrem Wesen nach –  vor allem eine Menschen verbindende Zusammengehörigkeit: eine Gemeinschaft in dem Sinne, dass alle Glieder der Kirche im gemeinsamen Besitz der übernatürlichen Gnadengüter stehen, welche der Erlöser am Kreuze für die Menschheit gesamthaft erworben und mit deren Ausbreitung nieden er seine Kirche betraut hat. Dazu kommt –  der gemeinsame Besitz der Früchte (der guten Werke und der Verdienste), welche aus diesen Gnaden des Erlösers in den einzelnen Seelen entspringen, insofern ja diese der Kirche gesamthaft zur Ehre und zum Heile gereichen.

Endlich –  besteht die Gemeinschaft der Heiligen in einem wechselseitigen Geben und Empfangen von übernatürlichen Gnadengütern, anders ausgedrückt: in einem übernatürlichen geistigen Verkehr (1 Kor 12, 26), wodurch die Glieder der Kirche ihre Nächstenliebe sowie ihre Liebe zu GOtt betätigen.

Dahin gehören zunächst –  die Fürbitten, welche die Glieder der streitenden Kirche füreinander verrichten, –  die Verdienste, welche sie füreinander aufopfern (Kol 1, 24, 2 Tim 2, 10) sowie –  der heilsame Gebrauch von Gnadengaben (Charismata, Ämter), deren sie sich befleissigen; siehe 1 Kor 12, 12, Eph 2, 13–18.

Der wechselseitige Verkehr zwischen der streitenden und der triumphierenden Kirche besteht –  in der Verehrung und Anrufung der Heiligen von Seiten der Gläubigen auf Erden sowie –  in der Fürsprache, welche die Heiligen im Himmel bei Gott für diese einlegen.

Diese Art der Verehrung der Heiligen ist in der christlichen Kirche, zum Teil bis über die Reformation hinaus, selbstverständlich gewesen. Ebenso findet sich schon in der Urkirche die Sitte, Heilige um ihre Fürbitte anzuflehen; und daraus erhellt sich der Glaube der ersten Christen, dass sie für bei GOtt in wirksamer Weise die auf Erden Lebenden durch ihr Gebet eintreten. Die frühen Kirchenväter heben jedoch klar genug hervor, das die Verehrung der Heiligen von der GOtt allein gebührenden Anbetung wohl zu unterschieden sei.

Siehe aus der Fülle der Literatur Max von Wulf: Über Heilige und Heiligenverehrung in den ersten christlichen Jahrhunderten. Ein religionsgeschichtlicher Versuch. Leipzig (Eckard) 1910 sowie gut belegt auch Gerhard Knodt: Leitbilder des Glaubens. Die Geschichte des Heiligengedenkens in der evangelischen Kirche. Stuttgart (Calwer Verlagsanstalt) 1998 (Calwer theologische Monographien, Reihe C: Praktische Theologie und Missionswissenschaft, Bd. 27) sowie die besondere Sichtweise bei Christine Axt-Piscalar: Gemeinschaft der Heiligen. Zum Sozialraum Kirche und seinen besonderen Individuen aus theologischer Perspektive. Göttingen (Vandenhoeck & Ruprecht) 2007.

18 “Wir können gewiß versichert seyn, daß der Herr jedes gläubige Gebet erhört, wir erlangen immer etwas dadurch, was wir ohne unser Gebet nicht erlangt haben würden, und zwar das, was für uns das beste ist”, bemerkt Johann Heinrich Jung-Stilling: Lebensgeschichte (Anmerkung 6), S. 474.

19 Siehe Freimund Biederwacker: Vom folgeschweren Auto-Wahn. Protokoll einer nachtodlichen Belehrung durch Johann Heinrich Jung-Stilling. Siegen (Jung-Stilling-Gesellschaft) 1996. – Diese Jenseits-Belehrung ist jetzt auch kostenlos downloadbar bei dem URL <http://www.uni-siegen.de/fb5/merk/stilling>

20 Der seit 1718 zum württembergischen Oberamt Ludwigsburg gehörende Ort Zuffenhausen wurde 1907 zur Stadt erhoben und im April 1931 der Landeshauptstadt Stuttgart eingemeindet. Bis heute erhielt sich in der Bevölkerung (man zählt dort um die 35 000 Einwohner) weithin das Bewusstsein einer gewissen Eigenständigkeit. – Der Name des heutigen Stadtteils von Stuttgart wird vom Namen einer Person abgeleitet. Die frühe Schreibweise “Offenhausen” deutet auf die Sieldung eines Offo (Uffo) hin.

Dark and cheerless is the morn
Unaccompanied by thee;
Joyless is the day’s return,
Till thy mercy’s beams I see;
Till thy inward light impart,
Glad my eyes, and warm my heart.

Charles Wesley (1707-1788)

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