Blase, spekulative (speculative bubble)
Durch entsprechende Erwartungen angeregter, stetiger (continuous), beharrlicher (insistent) und beachtlicher (considerable) Anstieg der Preise, ein Runup an Börsen, besonders auf – Aktienmärkten (share [US: stock] stock market bubble; hier wieder vor allem bei Aktien von jungen Unternehmen) – bei Immobilien oder – bei Waren (Edelmetalle, Tulpen) bzw. – in Bezug auf bestimmte Terminkontrakte, wie etwa Futures bei Erdöl und Erdgas). Die Folge davon ist, dass der Marktpreis des entsprechenden Vermögensgegenstandes sich immer weiter nach oben von seinem tatsächlichen Wert (true value: the price which would be performed under regular conditions of demand and supply) entfernt. – Weil dies zu verfehlter Kapitalallokation führt – das Geld und damit die Produktionsfaktoren finden nicht mehr ihren Weg in die Hände des besten Wirts (to the most favourable allocation of scarce resources), – so gelten spekulative Blasen zurecht als volkswirtschaftlich schädlich. Sie sind aber in der Regel weder mit aufsichtsrechtlichen Massnahmen noch mit den Mitteln der Zentralbankpolitik anzustechen; zumal auch die Zentralbank die Blase oftmals erst dann erkennt, wenn diese aufgeplatzt (burst) ist. Wie die Finanzgeschichte in vielen Beispielen vor Augen führt, lassen sich Anleger bei nachgerade schon fieberhaften Erwartungen (euphoric expectations) auf einem Markt durch nichts und niemanden abschrecken (es gilt: solange die Musik spielt, muss man tanzen; as long as the music is playing, you have to dance). Selbst wenn die Zentralbank spekulative Blasen in Echtzeit zweifelsfrei erkennen und durch sehr hohe Zinsen weitere kreditfinanzierte Käufe aufhalten könnte, so ist zu bedenken, dass das hohe Zinsniveau zwangsläufig alle Investitionen bremst und damit den technischen Fortschritt hemmt. – Empirisch nachgewiesen ist, dass Blasen bei jedwelchen Vermögensgegenständen die Privathaushalte zum Auflösen ihrer Ersparnisse und zu unbesonnener Schuldenaufnahme veranlassen. Beim Platzen der Spekulationsblase kann es daher zu einer Rezession kommen. Denn die Banken erleiden Verluste, weil viele Anleger die zur Finanzierung ihrer Engagements aufgenommenen Kredite nicht zurückzahlen können. Die Institute werden sich in der Folge mit der Vergabe von Darlehn übermässig zurückhalten. – Die Finanzgeschichte lehrt auch, dass bisher von der Entstehung einer Blase bis zu derem Platzen auf Aktienmärkten und im Immobilienbereich zwischen fünf und zehn Jahren vergehen. – Siehe Abgabepanik, Aktienblase, Akzelerator, finanzieller, Algorithmic Trading, Aufkäufe, zentralbankliche, Baisse, zyklische, Blase, Bauland, Boom-Bust-Zyklus, Börsenfieber, Börsenstimmung, Cleaning up after, Crash, Dotcom-Blase, Erholung, kurzfristige, Euphoriephase, Finanzialisierung, Glücksspieleffekt, Hausse nährt Hausse, High Flyer, Hindsight, Immobilienblase, Jackson Hole-Konsens, Kurzsichtigkeit, Leaning against the wind, Leerverkaufs-Verbot, Martin-Prinzip, Marktkenntnis, zentralbankliche, Massiv-Verkäufe, Milchmädchen-Hausse, Niedrigzins, Overtrading, Panikverkäufe, Rally, Rückkoppelungsschleife, Runup, Sell Out, Spekulationsblase, Trittbrettfahrer, Tulpencrash, Überbelastung, Überschwang, unvernünftiger, Vermögensblase, Zinsanreiz, Zurückfindung. – Vgl. Monatsbericht der EZB vom September 2004, S. 22 ff. (mit wichtigen Literatur-Verweisen), Monatsbericht der EZB vom November 2010, S. 75 ff. (Vermögenspreisblasen; Übersichten; zahlreiche Literaturverweise).
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Universitätsprofessor Dr. Gerhard Merk, Dipl.rer.pol., Dipl.rer.oec.
Professor Dr. Eckehard Krah, Dipl.rer.pol.
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